„Libanon“ – Versionsunterschied

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=== Zweiter Libanonkrieg 2006 ===
=== Zweiter Libanonkrieg 2006 ===


Vom 12. Juli bis zum 14. August 2006 führte Israel einen de-Facto Krieg gegen die Hisbollah, nachdem diese zwei israelische Soldaten im Israelisch-Libanesischen Grenzgebiet entführt hatte ([[Libanonkrieg 2006]]). Die Hisbollah reagierte mit von libanesischem Territorium abgefeuerten Raketen auf Ziele im Norden Israels. Die israelischen Luftangriffe und Bodenoffensiven verursachten massive Zerstörungen in den südlichen Landesteilen, südlichen Teilen Beiruts und auch vereinzelten Zielen im Norden des Landes. Bei dem Krieg starben über 1100 Libanesen, davon laut libanesischen Quellen zur Mehrheit [[Zivilist]]en. Auf israelischer Seite kamen nach UNO-Angaben über 40 Zivilisten durch die Raketenangriffe der Hisbollah auf Nordisrael ums Leben. Der Süden des Libanon ist seit Ende der Kampfhandlungen im Rahmen der [[Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates|UNO-Resolution 1701]] der internationalen Friedenstruppe [[UNIFIL]] und der libanesischen Armee unterstellt.
Vom 12. Juli bis zum 14. August 2006 führte Israel einen de-Facto Krieg gegen die Hisbollah, nachdem diese zwei israelische Soldaten im Israelisch-Libanesischen Grenzgebiet entführt hatte ([[Libanonkrieg 2006]]). Die Hisbollah reagierte mit von libanesischem Territorium abgefeuerten Raketen auf Ziele im Norden Israels. Die israelischen Luftangriffe und Bodenoffensiven verursachten massive Zerstörungen in den südlichen Landesteilen, südlichen Teilen Beiruts und auch vereinzelten Zielen im Norden des Landes. Bei dem Krieg starben über 1100 Libanesen, davon laut libanesischen Quellen zur Mehrheit [[Zivilist]]en. Auf israelischer Seite kamen nach UN-Angaben über 40 Zivilisten durch die Raketenangriffe der Hisbollah auf Nordisrael ums Leben. Der Süden des Libanon ist seit Ende der Kampfhandlungen im Rahmen der [[Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates|UN-Resolution 1701]] der internationalen Friedenstruppe [[UNIFIL]] und der libanesischen Armee unterstellt.


Am 21. November 2006 wurde der maronitisch-christliche Minister [[Pierre Gemayel junior]] Opfer eines Mordanschlags.
Am 21. November 2006 wurde der maronitisch-christliche Minister [[Pierre Gemayel junior]] Opfer eines Mordanschlags.

Version vom 5. Mai 2007, 02:19 Uhr

Flagge Wappen
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Beirut
Staatsoberhaupt Präsident Émile Lahoud
Regierungschef Ministerpräsident Fouad Siniora
Fläche 10.452 km²
Einwohnerzahl 3.820.000 (2005, geschätzt)
Bevölkerungsdichte 365 Einwohner pro km²
Brutto­inlands­produkt pro Einwohner 4.928 US-$ (2004)
Währung Libanesisches Pfund (LBP)
Unabhängigkeit am 22. November 1943
National­hymne Kulluna lil-Watan lil-Ula lil-Alam
Zeitzone UTC +2h
Kfz-Kennzeichen RL
Internet-TLD .lb
Telefonvorwahl +961
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Die Libanesische Republik (الجمهورية اللبنانية) ist ein Staat in Vorderasien und wird im allgemeinen Sprachgebrauch als Libanon bezeichnet. Libanon grenzt an Syrien, Israel und das Mittelmeer und wird zu den Maschrek-Staaten gerechnet.

Geografie

Da der Libanon für die letzten 50 Jahre eine sehr starke Landflucht aufweist, lebt der Großteil der Bevölkerung in Städten, vor allem in der Hauptstadt Beirut und Vororten. Dort leben mehr als die Hälfte der Libanesen, und noch ein größerer Anteil arbeitet hier.

Größte Städte mit Einwohnerzahlen (geschätzt; seit 1932 gab es keine offizielle Volkszählung):

Das Land gliedert sich in vier Landschaftszonen, die parallel zur Küste verlaufen:

  1. Der 225 km lange, schmale steile Küstenstreifen, welcher sich nur im Norden und Süden ausweitet.
  2. Das stark zerklüftete Libanon-Gebirge, das bis zu 3.000 m hoch ist.
  3. Die fruchtbare Bekaa-Ebene, die im Regenschatten des Libanon-Gebirges liegt, jedoch aufgrund von künstlicher Bewässerung sehr fruchtbar ist (Weinanbau, Hanf, zur Herstellung von Haschisch).
  4. Der trockene Antilibanon-Gebirgszug und der Hermon, der die Grenze zu Syrien bilden.

Der Litani ist mit 140 km der längste Fluss des Libanon, dessen Lauf vollständig innerhalb des Staatsgebietes liegt.

Klima

Entsprechend den Unterschieden in der Landschaft des Libanon, ist auch das Klima sehr unterschiedlich. An der Küste herrscht mediterranes Klima mit trockenen, warmen Sommern und feuchten, regenreichen Wintern. Im Gebirge herrscht ausgesprochenes Gebirgsklima, wobei auch hier der Hauptniederschlag im Winter fällt und dann hauptsächlich in Form von Schnee. An der Grenze zu Syrien herrscht ein trockenes Steppenklima, welches den Übergang zum Wüstenklima des südlichen Syriens und Jordaniens bildet. In Beirut liegen die Temperaturen am Tag bei durchschnittlich 18° C im Januar und bei 30° C im Juli und August. Im Dezember und Januar gibt es durchschnittlich 11 Regentage in Beirut, während der August im Allgemeinen völlig trocken bleibt.

Bevölkerung

Der Libanon hat ca. 3,8 Millionen Einwohner (Stand 2005, geschätzt). Davon sind etwa 95 % arabischer, 4 % armenischer Abstammung, 1 % anderer Abstammung. Im Land verteilt leben kurdische sowie etwa 360.000 palästinensische Flüchtlinge und assyrische Christen verschiedener Konfessionen.

In den ersten Jahren des Bürgerkriegs verließen vermutlich mehr als eine halbe Million Menschen das Land - da offizielle Zahlen nicht verfügbar sind, handelt es sich um Schätzungen.

  • Geburtenziffer 2005 (geschätzt): 1,8 %
  • Sterberate 2005 (geschätzt): 0,6 %
  • Kindersterblichkeit 2005 (geschätzt): 0,2 %
  • Alphabetisierungsgrad Erwachsene (> 15 Jahre) 2003 (geschätzt): 87,4 %

Sprachen

Beirut Corniche
Beirut Place d'Etoile

Die große Mehrheit der Libanesen spricht Arabisch in einem dem Syrischen Arabisch und dem Palästinensischen Arabisch stark ähnelnden Dialekt, Minderheiten sprechen Armenisch, Kurdisch und Aramäisch, das auch die Liturgiesprache der maronitischen Kirche und anderer syrischer Kirchen ist. Neben Arabisch ist auch Französisch als Verkehrs- aber auch Elitesprache verbreitet, und in letzter Zeit auch Englisch als Drittsprache.

Religion

Es gibt im Libanon 17 anerkannte Religionsgemeinschaften, die größten davon sind Sunniten, Maroniten und Schiiten. Weil seit 1932 kein Zensus mehr erhoben worden ist,[1] liegen keine verläßlichen Schätzungen für die Grösse der einzelnen Glaubensgemeinschaften vor. Beispielsweise wird die Anzahl der Schiiten im 1990er Jahrzehnt zwischen 780.000 und 1,37 Millionen geschätzt.[2]

Siehe auch: Konfessionelle Parität, Christen im Libanon

Geschichte

Baalbek

Hauptartikel: Geschichte des Libanon

Seit dem Altertum spielten den Libanon einbeziehende Königreiche und Handelsrepubliken (Tyros, Sidon) eine bedeutende Rolle in Vorderasien und dem östlichen Mittelmeer.

Eine spezifische libanesische Identität findet sich erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts in Schriften von Historikern.[3] Der politische Vorläufer des Libanon war eine bis 1916 von einem christlichen Armenier als Gouverneur geführte autonome Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches. Ab 1920 war er französisches Mandatsgebiet.

Der Libanon erklärte am 26. November 1941 seine Unabhängigkeit, Direkt nach der Unabhängigkeit des Libanon wurden etwa 20.000 Mann Freiwillige unter dem Kommando des späteren Präsidenten Fouad Chehab in die Freifranzösische Armee unter Charles de Gaulle eingegliedert, wo sie in Bir Hakeim und bei Monte Cassino ihren Beitrag zum Erfolg der Alliierten im mediterranen Kriegsschauplatz leisteten. Der unabhängige Libanon war somit Teil der "Anti-Hitler-Koalition" und später auch Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, bei dessen Gründungsversammlung in San Francisco im Februar 1945 der libanesische Delegierte Charles Malik neben Eleanor Roosevelt eine dominierende Rolle spielte und wesentliche Teile der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte mitverfasste. Am 22. November 1943 fand die Wiedereinsetzung durch libanesische Amtsträger statt, dies ist zugleich auch der offizielle Unabhängigkeitstag. Wegen seiner wirtschaftlichen Stabilität und politischen Neutralität (1949–1969) wurde der stark westlich bzw. französisch geprägte Libanon in den 1950er und 1960er Jahren auch als „Schweiz des Orients“ bezeichnet. Die Hauptstadt Beirut galt bis zum Bürgerkrieg 1984 sogar als „Paris des Nahen Ostens“.

Bürgerkrieg in Libanon

Von Mitte der 1970er Jahre bis 1990 wurde das Land von einem Bürgerkrieg heimgesucht (siehe dazu: Libanesischer Bürgerkrieg). Der Bürgerkrieg nahm im April 1975 mit dem Ausbruch offener Gefechte zwischen der maronitischen Phalange-Miliz und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) seinen Anfang. Vorausgegangen war eine Reihe wechselseitig verübter Anschläge und kleinerer Massaker zwischen diesen Gruppierungen.

Ursache des Bürgerkrieges war der Verlust des ethnischen Gleichgewichts nach der Ankunft der im Schwarzen September 1970 aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Kräfte der PLO. Diese errichteten mit Billigung muslimischer libanesischer Gruppen einen bewaffneten Staat im Staate.

1976 marschierten syrische Soldaten im Libanon ein und griffen auf Seiten der christlichen Fraktion in den Krieg ein.

1978 griff Israel das erste Mal in den Konflikt ein, besetzte 1982 den Süden des Landes und zwang die PLO in diesem Libanonfeldzug am 21. August zum vollständigen Rückzug aus dem Libanon. Dieser wurde unter Aufsicht durch eine multinationale Schutztruppe, überwiegend amerikanische und französische Soldaten, durchgeführt. Am 17. September 1983 beschießt die US Navy erstmals Stellungen der Syrer in der Nähe von Beirut. Die multinationale Friedenstruppe verließ allerdings 1983 den Libanon, nachdem am 23. Oktober 1983 bei zwei Bombenanschlägen auf die multinationalen Hauptquartiere, die der Hisbollah zugeschrieben werden, 241 US-Soldaten und 58 Franzosen getötet wurden. 1985 richtete Israel eine Schutzzone im Vorfeld der israelischen Grenze ein.

Das Abkommen von Taif schuf erst 1989 die Grundlage für die Beendigung des Bürgerkrieges. Der Bürgerkrieg forderte 90.000 Todesopfer, 115.000 Verletzte und 20.000 Vermisste. 800.000 Menschen flohen ins Ausland. Mit dem syrisch-libanesischen Vertrag (Mai 1991) konnte Syrien seine Funktion als Ordnungsmacht (Besatzungsmacht) im Libanon festigen.

Nach dem Bürgerkrieg

1994 und 1995 bombardierte die israelische Armee wiederholt Stellungen der paramilitärischen, schiitischen Hisbollah im Südlibanon, um gegenüber der libanesischen Regierung der israelischen Forderung nach Entwaffnung der pro-iranischen Miliz Nachdruck zu verleihen. Die israelische Armee zog sich am 24. Mai 2000 vollständig aus Libanon zurück.

Hariris Ermordung und Neuwahlen 2005

Der syrienfreundliche Präsident Lahoud konnte Ende 2004 sein abgelaufenes Mandat vom Parlament durch Verfassungsänderung um drei Jahre verlängern lassen. Dies führte rasch zum Rücktritt Rafiq al-Hariris, nachdem sich dieser darüber hinaus auch mit seiner Forderung nach einem Abzug der syrischen Truppen nicht durchsetzen konnte. Am 14. Februar 2005 wurde al-Hariri durch einen Anschlag getötet, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen.

Der Tod al-Hariris wurde zum Ausgangspunkt einer gefährlichen innenpolitischen Eskalation. Eine breite oppositionelle Bewegung forderte vehement den Rückzug der syrischen Truppen. Diese Bewegung stützte sich vor allem auf die Christen, Drusen und Sunniten, wurde aber auch von nennenswerten Teilen der schiitischen Bevölkerung mitgetragen. Auch die USA und Frankreich übten seit Ende Februar immer mehr Druck auf Syrien aus. Es wurde mit militärischen Aktionen gedroht, vielmehr stand eine derartige Drohung seit dem Irak-Krieg im Raum. Am 28. Februar trat die syrienfreundliche libanesische Regierung zurück. Syrien verständigte sich am 7. März mit dem Libanon seine Truppen als ersten Schritt bis zum Ende des Monats ins östliche Bekaa-Tal zurückzuziehen. Ende April waren dann bereits alle 14.000 syrischen Soldaten in ihre Heimat zurückgekehrt.

Seit der Ermordung al-Hariris gab es beinahe täglich Demonstrationen. Fast alle wurden von oppositionellen Gruppen organisiert. Zu diesen Demonstrationen kamen Zehntausende. Am 8. März rief die syrienfreundliche Hisbollah zu einer Demonstration auf, um gegen die UN-Resolution 1559 (die eine Entwaffnung dieser Gruppe fordert) zu protestieren. Viele Teilnehmer an der Demonstration dankten aber auch den Syrern und wandten sich gegen die USA und Israel. An diesem 8. März kamen ca. 500.000 Menschen. Dies gab der prosyrischen Fraktion genug Kraft, um den wenige Tage zuvor zurückgetretenen Premier Karami am 10. März neuerlich mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Am 14. März versammelten sich bei einer weiteren Demonstration der Opposition 300.000 Menschen im Zentrum Beiruts.

Nachdem Karami letztlich doch scheiterte, wurde Nadschib Miqati am 15. April Ministerpräsident einer Übergangsregierung. Im Juni fanden Parlamentswahlen statt. Sie wurden von der Saad al-Hariris oppositioneller anti-syrischer „Zukunftsbewegung“ gewonnen. Saad al-Hariri ist der Sohn des ermordeten Rafiq al-Hariri.

Am 30. Juli wurde der damalige Finanzminister Fouad Siniora von Präsident Lahoud zur Regierungsbildung beauftragt. Ihr gehört erstmals ein Minister (Energieminister) der schiitischen Hisbollah an. Michel Aouns Bewegung FPM (Free Patriotic Movement), die seit 1990 gegen die Syrische Besetzung friedlich gekämpft und demonstriert hat, konnte jedoch keine Minister stellen, da sie sich aus den "14. März-Kräfte" ausschloss. Dies war für Beobachter überraschend, da die Zukunftsbewegung eine Regierung der nationalen Einheit bilden wollte.

Im Juni 2006 gelang es dem libanesischen Geheimdienst, Mahmoud Rafeh, den Chef einer Gruppe von Terroristen, zu verhaften. Rafeh soll seit Jahren im Libanon tödliche Anschläge im Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad durchgeführt haben. Nach Aussagen des libanesischen Verteidigungsministers Elias Murr, der selbst einem Mordanschlag am 12. Juli 2005 entgangen war, hielt man es für sehr wahrscheinlich, dass israelische Militärflugzeuge an der Auslösung von Autobomben beteiligt gewesen seien. Der libanesische Staatspräsident Émile Lahoud erklärte, die Ermittlungen der libanesischen Behörden würden fortgesetzt und deren Ergebnisse dem UN-Ermittler, Serge Brammertz, übergeben, dessen Untersuchungskommission beauftragt ist, den Mord an dem ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Hariri am 14. Februar 2005 zu untersuchen.

Zweiter Libanonkrieg 2006

Vom 12. Juli bis zum 14. August 2006 führte Israel einen de-Facto Krieg gegen die Hisbollah, nachdem diese zwei israelische Soldaten im Israelisch-Libanesischen Grenzgebiet entführt hatte (Libanonkrieg 2006). Die Hisbollah reagierte mit von libanesischem Territorium abgefeuerten Raketen auf Ziele im Norden Israels. Die israelischen Luftangriffe und Bodenoffensiven verursachten massive Zerstörungen in den südlichen Landesteilen, südlichen Teilen Beiruts und auch vereinzelten Zielen im Norden des Landes. Bei dem Krieg starben über 1100 Libanesen, davon laut libanesischen Quellen zur Mehrheit Zivilisten. Auf israelischer Seite kamen nach UN-Angaben über 40 Zivilisten durch die Raketenangriffe der Hisbollah auf Nordisrael ums Leben. Der Süden des Libanon ist seit Ende der Kampfhandlungen im Rahmen der UN-Resolution 1701 der internationalen Friedenstruppe UNIFIL und der libanesischen Armee unterstellt.

Am 21. November 2006 wurde der maronitisch-christliche Minister Pierre Gemayel junior Opfer eines Mordanschlags.

Politik

Der Libanon ist seit 1926 eine Republik und die einzige parlamentarische Demokratie im arabischen Raum. Der Libanon ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen seit 1945, der damalige libanesische Delegierte Charles Malik verfasste wesentliche Teile der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Verfassung von 1926 wurde zuletzt 1999 geändert. Das Parlament (Nationalversammlung) mit 128 Mitgliedern wird alle 4 Jahre gewählt. Die Verteilung der Sitze im Parlament erfolgt seit dem Abkommen von Taif nach dem Grundsatz der Konfessionellen Parität.

Die vier höchsten Staatsämter sind Mitgliedern bestimmter religiöser Gruppen vorbehalten:

  • Das Staatsoberhaupt muss maronitischer Christ sein,
  • der Regierungschef muss sunnitischer Muslim sein,
  • der Parlamentspräsident muss schiitischer Muslim sein,
  • der Oberbefehlshaber der Armee muss Christ sein.

Die Wahl des Staatsoberhauptes erfolgt alle 6 Jahre durch das Parlament (keine unmittelbare Wiederwahl). Das Wahlrecht besteht ab 21 Jahre.

Verwaltung: 5 Provinzen

Staatsoberhaupt: Émile Lahoud, seit 1998

Regierungschef: Fouad El Sanioura, seit 2005

Parlamentspräsident: Nabih Berri seit 1999

Parteien:

LF Lebanese Forces: eine christliche politische Organisation, die im Jahre 1978 von dem ermordeten gewählten Präsidenten Bachir Gemayel gegründet. Unter den pro-syrischen Regierungen litten die LF unter starken Beschränkungen. Erst die "Zedernrevolution" Anfang 2005 und der darauffolgende Abzug der syrischen Truppen brachte auch der LF die lang erstrebte Bewegungsfreiheit.

FPM (Free Patriotic Movement): Eine Bewegung, die seit 1990 gegen die syrische Besetzung des Landes protestiert hatte und noch bis zum Abzug der syrischen Armee verboten war, ca. 16.000 Verhaftungen durch die syrische Besatzung und die Polizei musste die Bewegung hinnehmen.

Amal-Bewegung: Pro-Syrische Bewegung, hat auch gegen die Besetzung des Landes durch Israel gekämpft.

Politik und Wahlen seit 2000

Attentat auf Rafiq Al-Hariri, Tatort aufgenommen 8 Monate nach dem Anschlag.

Wahl am 27. August/3. September 2000:

Neuwahlen 2005

Allianzen Sitze Parteien Stimmen % Sitze
Rafik-Hariri-Märtyrer-Liste 72 Future Movement (Tayyar Al Mustaqbal)   36
Progressive Sozialistische Partei (Al-Hizb at-taqadummi al-ischtiraki)   16
Lebanese Forces   5
Qurnat-Schahwan-Sammlung   6
Tripoli-Block   3
Demokratische Erneuerung   1
Demokratische Linke   1
Unabhängige   4
Widerstands- und Entwicklungsblock 35 Amal-Bewegung (Harakat Amal)   15
Hisbollah (Hizb Allah)   14
Syrische Soziale Nationalistische Partei (al-Hizb al-Qawmi al-souri al ijtima'i)   2
Andere   4
Aoun-Allianz 21 Freie Patriotische Bewegung (Tayyar Al-Watani Al-Horr)   14
Skaff-Block   5
Murr-Block   2
Gesamt 128

Diese Zuordnung der Parlamentarier zu Parteien entspricht nicht ihrer Zugehörigkeit zu einer der verschiedenen Gruppen im Libanon.

Seit Februar 2006 tagen in unregelmäßigen Abständen 12 ranghohe Politiker aller großen libanesischen Parteien und religiösen Gruppen an einem „runden Verhandlungstisch“ im Beiruter Regierungsviertel um über wichtige nationale Fragen zu verhandeln. So hat man sich bisher darauf geeinigt, dass die Shebaa-Farmen überhaupt libanesisches Gebiet seien. Offen sind bis heute Fragen des Rücktritts des Präsidenten Émile Lahoud und der Entwaffnung der Hisbollah und der im Libanon ansässigen palästinensischen Milizen.

Militär

Hauptartikel: Streitkräfte des Libanon

Die Streitkräfte des Libanon bestehen aus den drei Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine und bestehen aus ca. 75.000 Soldaten.

Alle drei Teilstreitkräfte werden vom Zentralkommando der libanesischen Streitkräfte in Jarzeh, im Osten von Beirut gelegen, kommandiert.

Das Militär des Libanon setzt sich aus Wehrpflichtigen zusammen, die ab dem 4. Mai 2005 einberufen wurden. Der Wehrdienst dauert sechs Monate und die verpflichtende Reservezeit endet nach zwei Jahren.

Verwaltungsgliederung

Der Libanon ist in sechs Gouvernements unterteilt, die sich aus insgesamt 25 Distrikten zusammensetzen:

  1. Beirut
  2. Libanonberg , Verwaltungssitz: Baabda (Distrikte: Jbeil, Kesrouan, El Metn, Baabda, Aley, Chouf)
  3. Nord-Libanon, Verwaltungssitz: Tripoli (Akkar, Tripoli, Zgharta, Minnieh-Dinnieh, Koura, Bscharre, Batroun)
  4. Bekaa, Verwaltungssitz: Baalbek (Hermel, Baalbek, Zahle, West-Bekaa, Rashaya)
  5. Nabatäa, Verwaltungssitz: Nabatäa(Nabatäa, Hasbaya, Marjayoun, Bent Jbeil)
  6. Süd-Libanon, Verwaltungssitz: Sidon(Jezzine, Saida (Sidon), Sour (Tyros))

Siehe auch: Liste der Städte im Libanon

Wirtschaft

Währung

1 Libanesisches Pfund, Kürzel oder LBP, auch LL (livres libanais) (ISOcode) = 100 Piaster
1 € = 1.840 L£; 1 USD = 1.440 L£ (Stand: 13. Juli 2006)
Überall wird US-Dollar (USD), der im Land Zweitwährung ist, angenommen. Es kommt vor, dass man in Dollar zahlt und in Pfund herausbekommt und umgekehrt.

Import

18,2 % Ernährungsgüter, 21,8 % Maschinen und Elektroausrüstung, 8,9 % Transportmittel, 12,0 % chem. Erzeugnisse, 17,6 % mineralische Rohstoffe, 6,1 % Metalle und Metallprodukte, 5,7 % Textilien, 6,8 % Edel- und Halbedelsteine

Export

18,8 % Ernährungsgüter, 17,8 % Schmuckwaren, 14,9 % chem. Erzeugnisse, 10,5 % Maschinen und Elektrogeräte, 8,8 % Metalle und Metallprodukte, 7,4 % Papier und -produkte.

Das strenge Bankgeheimnis des Libanon bringt ihm auch den Beinamen "Schweiz des Ostens" ein.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Verkehr

Eisenbahn

Die Eisenbahn im Libanon ist ein nur noch historisches Phänomen. Im libanesischen Bürgerkrieg wurde die gesamte Schieneninfrastruktur zerstört und nicht wieder aufgebaut. Es sind auch keine entsprechenden Pläne bekannt.

Kultur

Medienlandschaft

Aufgrund seiner konfessionellen Vielfalt und der politischen Pluralität hat Libanon trotz seiner relativ kleinen Einwohnerzahl eine große Medienlandschaft. Die Fernsehsender gliedern sich dabei größtenteils nach konfessionellen bzw. politischen Strömungen. LBC steht der Lebanese Forces sehr nah, Al-Manar-TV steht der Hisbollah nahe, Future TV wird den Politikern um Saad Hariri zugesprochen, NBN der Amal-Bewegung. NewTV und NewTV-SAT, stehen den linken Parteien nahe. OTV wird bald auf Sendung gehen und folgt der von General Michel Aoun gegründeten Free Patriotic Movement unterstützt. Télé Lumièreist ein religiöser Sender der zu der libanesisch-katholischen Kirche gehört. Eine Ausnahme unter den Sendern bildet der staatliche Sender TV-Liban, welcher ein eher kulturelles Programm ohne direkte politische Stellungnahmen hat.

Trotz der vielfältigen Medienlandschaft wurden von Reporter ohne Grenzen Einschränkungen in der Pressefreiheit berichtet [4]. So kamen einige Journalisten bei Anschlägen ums Leben, beispielsweise Samir Kassir oder auch Gebran Tueni. Aus diesem Anlass wurde am 10. Oktober 2005 der Samir Kassir Preis für Pressefreiheit durch die europäische Kommission gegründet [5].

Feiertage

Aufgrund der konfessionellen Vielfalt im Libanon gelten sowohl muslimische als auch christliche Feiertage für die ganze Bevölkerung. So haben libanesische Schüler sowohl am Opferfest wie auch zu Ostern schulfrei.

Libanesische Küche

siehe: Libanesische Küche

Einreisebestimmungen

Für die Einreise in den Libanon benötigt man ein Visum, das vor der Reise oder am Tag der Einreise am Beiruter Flughafen beantragt werden muss. Der Reisepass muss bei der Abreise noch mindestens 6 Monate gültig sein.

Reisende, die sich zuvor in Israel aufgehalten haben, werden, wenn dieses aus dem Reisedokument ersichtlich ist (Einreisestempel o. ä.), regelmäßig an der Grenze zurückgewiesen, auch wenn bereits ein Visum erteilt wurde. Deutsch-libanesische Doppelstaater und Doppelstaater anderer arabischer Herkunft riskieren zusätzlich eine Festnahme, da für diesen Personenkreis ein Israel-Aufenthalt einen Straftatbestand darstellt. Ein direkter Grenzübertritt von Israel nach Libanon oder umgekehrt ist nicht möglich, da die Grenze zwischen Israel und Libanon geschlossen ist. (Auswärtiges Amt, 5. Oktober 2004)

Bei Einreise aus Syrien oder per Flugzeug wird ein einmonatiges, kostenloses Touristen-Visum an der Grenze erteilt. (Stand, Feb 2006)

Literatur

  • H. Ostry: Die Kunst der Machtverteilung – der Libanon nach den Wahlen. in: KAS-Auslands-Informationen. Konrad-Adenauer-Stiftung, Amman 2005, S.93. ISSN 0177-7521
  • Dar al Janub (Hrsg.): ... und wo ist Palästina? Eine Reise in die palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon. Wien 2006. ISBN 3-9502184-0-8
  • Georges Corm: Le Liban contemporain - histoire et société. Éd. La Découverte, Paris 2003. ISBN 2-7071-3788-X
  • Raoul Assaf: Atlas du Liban - géographie, histoire, économie. Pr. de l'Univ. Saint-Joseph, Beyrouth 2003. ISBN 995-39015-5-4
  • Robert Fisk: Pity the Nation. Lebanon at War. University Press, Oxford ³2001. ISBN 0192801309 (Das Standardwerk zum libanesischen Bürgerkrieg vom damaligen Reporter der TIMES)
  • Issam A. Halifa: Des étapes décisives dans l'histoire du Liban. Beyrouth 1997.

Weblinks

Wiktionary: Libanon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Libanon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Libanon – in den Nachrichten

Fußnoten

  1. Maktabi, Rania (1999): „The Lebanese Census of 1932 Revisited. Who are the Lebanese“, British Journal of Middle Eastern Studies 26(2): 219-241, S. 219.
  2. [http://adherents.com/adhloc/Wh_184.html Adeherents.com), letzter Zugriff: 15. April 2007
  3. Salibi, Kamal S. (1971): „The Lebanese Identity“, Journal of Contemporary History, 6(1):76-86, S. 76.
  4. Reporter ohne Grenzen: Jahresbericht 2006 (PDF)
  5. Samir Kassir Preis für Pressefreiheit

Siehe auch

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