„Hendrik Möbus“ – Versionsunterschied

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'''Hendrik Möbus''' (* [[20. Januar]] [[1976]] in [[Sondershausen]]) ist ein deutscher Musiker und [[Neonazismus|Neonazi]] aus Thüringen. Für das Magazin [[Der Spiegel]] galt Möbus 2001 als „einer der bekanntesten Neo-Nazis Deutschlands“.<ref name="spiegel">[http://www.spiegel.de/sptv/magazin/0,1518,127674,00.html Artikel „"Ein wahrer Nationalsozialist"“ auf spiegel.de]</ref>
'''Hendrik Möbus''' (* [[20. Januar]] [[1976]] in [[Sondershausen]]) ist ein deutscher Musiker und [[Neonazismus|Neonazi]] aus Thüringen. Für das Magazin [[Der Spiegel]] galt Möbus 2001 als „einer der bekanntesten Neo-Nazis Deutschlands“.<ref name="spiegel">[http://www.spiegel.de/sptv/magazin/0,1518,127674,00.html Artikel „"Ein wahrer Nationalsozialist"“ auf spiegel.de]</ref> Bekannt wurde er außerdem als Mittäter im [[Mordfall von Sondershausen]].


== Biographie ==
== Biographie ==

Version vom 16. März 2010, 19:16 Uhr

Hendrik Möbus (* 20. Januar 1976 in Sondershausen) ist ein deutscher Musiker und Neonazi aus Thüringen. Für das Magazin Der Spiegel galt Möbus 2001 als „einer der bekanntesten Neo-Nazis Deutschlands“.[1] Bekannt wurde er außerdem als Mittäter im Mordfall von Sondershausen.

Biographie

Durch seine christlichen Eltern kam Möbus trotz der atheistischen Ausrichtung der DDR mit religiösen Themen in Berührung und über seine Großeltern mit Ahnenforschung und Heimatkunde. Über westdeutsche Radiosender kam er mit in der DDR verpönter Musik, wie Punk, Oi! und Metal, in Kontakt, um 1990/91 mit Black-Metal-Bands wie Mayhem, Beherit und Darkthrone, deren Album „A Blaze in the Northern Sky“ (1991) den Anstoß zur Gründung einer eigenen Band gab. Mit 16 Jahren gründete er die Band Absurd, die sich zunächst eher an Oi!-, RAC- und Horrorpunk-Bands wie Der Fluch anlehnte und wegen ihres Dilettantismus belächelt wurde. Möbus spielte Schlagzeug und nannte sich auf den ersten Absurd-Veröffentlichungen Randall Flagg, nach einem Charakter aus Stephen Kings Roman The Stand.

1993 ermordeten die Mitglieder der Band ihren Mitschüler Sandro Beyer. Möbus wurde als Haupttäter wegen gemeinschaftlich geplanten Mordes, Freiheitsberaubung und Nötigung zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt. Über den Mord sprach er erstmals im Briefwechsel mit dem amerikanischen Journalisten Michael Moynihan, in dem er Beyer als „Volksschädling“ bezeichnete und über die neonazistische Gesinnung sprach, zu der er während seiner Haft gekommen war.[2] In der Jugendstrafanstalt entstanden neue Aufnahmen von Absurd, die heimlich herausgeschleust und veröffentlicht wurden. Auf diesen nahm er das Pseudonym Jarl Flagg Nidhögg an, in Anlehnung an den nordischen Fürstentitel Jarl und den Drachen Nidhöggr aus der nordischen Mythologie; auf späteren Absurd-Veröffentlichungen und in Interviews benutzt er das Kürzel JFN,[3][4] auf dem Album Der fünfzehnjährige Krieg wird er als XVIXIV aufgeführt, wobei die römischen Zahlen für die Buchstaben JFN des lateinischen Alphabets stehen. Während die Musik und die Texte für Absurd nicht von Möbus geschrieben wurden, verfasste er Texte für die Bands Abigor, Heidenreich, Tha-Norr, Graveland, Funeral Winds, Liar of Golgotha, Bilskirnir und Wolfsburg, die ihn darum gebeten hatten.

Nachdem Möbus 1998 auf Bewährung vorzeitig aus der Haft entlassen wurde, gründete er die Deutsche Heidnische Front, einen Ableger der auf Varg Vikernes zurückgehenden Allgermanischen Heidnischen Front. Er führte mit seinem Bruder Ronald das 1994 gegründete Label Darker Than Black und die Band Absurd weiter und festigte seine Kontakte in der Black-Metal- wie der rechtsextremen Szene. Auf einem Konzert seiner Band in Behringen, das er mit seinem Bruder organisiert hatte, zeigte er auf der Bühne den Hitlergruß und rief „Sieg Heil!“. Der Sachbuchautor Klaus Farin sieht darin einen Versuch, die Black-Metal-Szene zu politisieren;[5] die Autoren von Unheilige Allianzen bezeichnen Möbus als „maßgebliche[n] Protagonisten des extrem rechten Flügels der Szene“.[6]

1999 erschien die Absurd-EP „Asgardsrei“, die als erste Veröffentlichung der Band einen Text von Möbus (den zu „Sonnenritter“) enthielt; außerdem ist „Asgardsrei“ die letzte Veröffentlichung, auf der Möbus Schlagzeug spielte. Wegen der Verhöhnung Beyers und des Auftretens in Behringen wurde Möbus’ Bewährung aufgehoben; es folgten weitere Verurteilungen: Das Amtsgericht Tiergarten verurteilte ihn Ende 1999 zu anderthalb Jahren, das Amtsgericht Eisenach zu acht Monaten Haft.[1] Möbus legte jedoch Berufung gegen das Urteil ein und setzte sich in die Vereinigten Staaten ab, wo er bei William Luther Pierce III. im Bundesstaat West Virginia unterkam, dem Chef der National Alliance. Er half Pierce beim Ausbau seines Labels Resistance Records und schrieb unter dem Pseudonym „Hagen von Tronje“ (nach der Figur aus der Nibelungensage) für dessen Magazin Resistance[7], wobei er versuchte, den Lesern den Black Metal näher zu bringen.

Nach mehrwöchiger Observation von Pierce’ Anwesen[1] wurde Möbus im August 2000 verhaftet und in Auslieferungshaft gebracht,[1] wobei sein linker Ellbogen gebrochen wurde.[8] Unmittelbar nach der Verhaftung stellte er einen Antrag auf politisches Asyl in den USA; er sei ein politischer Flüchtling, der in Deutschland aufgrund seiner Gesinnung verfolgt würde. Nachdem sein Antrag abschlägig beschieden worden war, wurde er im Juli 2001 schließlich nach Deutschland abgeschoben und dort inhaftiert. Mehrere eigens zu diesem Anlass gegründete Webseiten, befreundete Bands wie Abyssic Hate und ihm gewidmete Veröffentlichungen riefen zu seiner Freilassung auf. Während seiner Haft schrieb er weitere Texte für Absurd.

Nachdem er 2007 entlassen worden war, nahm er erneut Kontakt zur Szene auf.[9] Bei einem Absurd-Konzert im fränkischen Gremsdorf, bei dem mit seinem Comeback gerechnet wurde, betrat er zwar kurz die Bühne, spielte aber nicht Schlagzeug.[9] Für die Split-Veröffentlichung Weltenfeind schrieb er die Texte von Absurd. Am 16. Oktober 2009 wurden bei einer Razzia in Berlin 12.000 Tonträger beschlagnahmt [10] Einer der mutmaßlichen Händler ist Hendrik Möbus. Die Hausdurchsuchungen betrafen unter anderem das neu gegründete „Darker than Black“-Label und den angeschlossenen Versandhandel „Merchant of Death“.

Diskographie

Mit Absurd

Mit Abigor

  • 1995: Nachthymnen (From the Twilight Kingdom) (Text zu „The Dark Kiss“)

Mit Funeral Winds

  • 1995: Screaming For Grace / Abigail (Text zu „Twilight Shine Upon My Crypt“)

Mit Tha-Norr

  • 1995: Wolfenzeitalter (Text zu „Tears for All Those Who Died“)

Mit Liar of Golgotha

  • 1996: Dancing Through the Palace of the Ungodly Beauty (Text zu „The Strong Warlord“)

Mit Graveland

  • 1997: Following the Voice of Blood (Text zu „White Hand’s Power“)

Mit Capricornus

  • 1999: Stahlgewitter (EP; Text zu „In Stahlgewittern“)

Mit Heidenreich

  • 1999: Trance of An Unholy Union (EP)

Mit Bilskirnir

  • 2000: ... bis Germanien erwacht (Demo; Text zu „Der Rabengott“)

Mit Pantheon

  • 2009: Paganuclear" (LP; Text zu „Forge of a New Aeon"))

Einzelnachweise

  1. a b c d Artikel „"Ein wahrer Nationalsozialist"“ auf spiegel.de
  2. Michael Moynihan und Didrik Søderlind, Lords of Chaos. Satanischer Metal. Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Prophecy Production 2002
  3. Interview mit [[Satanic Warmaster]]. BlackMetal.at, abgerufen am 20. Dezember 2009.
  4. Profil. Rockdetector, abgerufen am 20. Dezember 2009.
  5. Interview mit Klaus Farin in der Dokumentation Der Satansmord – Tod eines Schülers
  6. Unheilige Allianzen, S. 168
  7. Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos, Erweiterte und überarbeitete Ausgabe 2007, Index Verlag, ISBN 978-3-93687-800-4, Seite 324f.
  8. Interview mit Hendrik Möbus auf mourningtheancient.com
  9. a b Artikel „Wenn es in der Neonazi-Szene "haarig“ wird ...“ auf sueddeutsche.de
  10. Mord als Marketing-Gag redok 17.10.2009