Fußballländerspiel Deutsche Demokratische Republik – Bundesrepublik Deutschland 1974

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2010 um 23:29 Uhr durch Grip99 (Diskussion | Beiträge) (→‎Das Spiel: WP:BLG und http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Fu%C3%9Fballl%C3%A4nderspiel_BR_Deutschland_%E2%80%93_DDR_1974&oldid=80223617#nach_481_Spielminuten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eintrittskarte zum Spiel

Das Fußballländerspiel Bundesrepublik Deutschland gegen die Deutsche Demokratische Republik fand im Rahmen der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 am 22. Juni 1974 im Hamburger Volksparkstadion statt. Die Mannschaft der DDR gewann die Partie überraschend mit 1:0 durch ein Tor von Jürgen Sparwasser. Es war das einzige Aufeinandertreffen beider deutscher A-Nationalmannschaften[1], schon zuvor hatte es aber mehrere Aufeinandertreffen der ostdeutschen Olympiaauswahl und der westdeutschen Amateur-Nationalmannschaft gegeben.

Vorgeschichte

Die Auswahl der DDR qualifizierte sich 1974 zum ersten und einzigen Mal für eine Fußball-Weltmeisterschaft. Bei der Auslosung der WM-Endrunde am 5. Januar 1974 wurde die DDR Gastgeber BRD in Gruppe I zugelost, wodurch es in der Vorrunde zur ersten Länderspielbegegnung der beiden deutschen A-Nationalmannschaften kam.

Die von Georg Buschner betreute DDR-Auswahl startete mit einem 2:0 gegen Australien und dem 1:1 gegen Chile in das Turnier. Die bundesdeutsche Nationalmannschaft hatte einen schwachen WM-Auftakt. Das Eröffnungsspiel gegen Chile, das sich als unerwartet starker Gegner mit einer kompakten Abwehr präsentierte, wurde mit 1:0 gewonnen, erfüllte die hochgesteckten Erwartungen der Gastgeber jedoch nicht. Auch gegen Außenseiter Australien kam die westdeutsche Auswahl lediglich zu einem mühevollen 3:0. Dadurch hatte die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön vorzeitig die Qualifikation für die zweite Finalrunde geschafft. Die Entscheidung um den Gruppensieg sollte im Duell mit der Mannschaft der DDR im Hamburger Volksparkstadion fallen.

Das Spiel

Berti Vogts im Laufduell mit Martin Hoffmann
Paarung Deutschland BR DeutschlandDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Ergebnis 0:1 (0:0)
Datum 22. Juni 1974
Stadion Volksparkstadion, Hamburg
60.200 Zuschauer
Schiedsrichter Ramón Bareto Ruiz (Uruguay)
Tore 0:1 Sparwasser (77.)
BR Deutschland Sepp MaierBerti Vogts, Paul Breitner, Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck (68. Horst-Dieter Höttges), Bernhard Cullmann, Uli Hoeneß, Wolfgang Overath (69. Günter Netzer), Jürgen Grabowski, Gerd Müller, Heinz Flohe
Trainer: Helmut Schön
DDR Jürgen CroyGerd Kische, Bernd Bransch, Konrad Weise, Siegmar Wätzlich, Reinhard Lauck, Harald Irmscher (68. Erich Hamann), Lothar Kurbjuweit, Hans-Jürgen Kreische, Jürgen Sparwasser Tor, Martin Hoffmann
Trainer: Georg Buschner


Im Spiel am Abend des 22. Juni 1974 neutralisierten beide Mannschaften bereits früh die Angriffsbemühungen des Gegners. In der 39. Spielminute hatte die Mannschaft der Bundesrepublik ihre größte Chance, als Gerd Müller den Ball aus der Drehung gegen den Pfosten schoss. Als alle mit einem torlosen Remis gerechnet hatten, nutzte Jürgen Sparwasser einen der vielen Konter. Er ließ Höttges und Vogts stehen und traf unhaltbar zum 1:0 für die Ostdeutschen ins Netz.

Nachspiel

Die Mannschaft der DDR betrachtete den Sieg über die Bundesrepublik relativ nüchtern. Staatstrainer Georg Buschner kommentierte in maßvollem Jubel: „Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen, mehr nicht“. Auch von offizieller Seite wurde das Spiel wenig kommentiert. Der Tausch der Trikots musste nach dem Spiel in den Kabinen stattfinden, da DDR-Funktionäre ihn laut Aussage von Harald Irmscher „nicht so gerne“ sahen. Die Pressestimmen zum Spiel waren vor allem in den britischen Zeitungen teils politisch gefärbt. Der Sunday Telegraph kommentierte „Der Osten hält seine Mauer intakt“, The Observer sprach von einem „politischen Doppelsieg der DDR“. In Deutschland erschien die Bild am Sonntag mit der Schlagzeile „So nicht, Herr Schön!“[2] und sah ein „Schauspiel deutscher Teilung“.[3]

Der überraschende Platz eins in der Vorrundengruppe erwies sich für die Mannschaft der DDR als Pyrrhussieg. In der zur WM 1974 neu eingeführten Zwischenrunde hatte sie mit Brasilien (0:1), Argentinien (1:1) und dem späteren Vizeweltmeister Niederlande (0:2) die ungleich schwereren Gegner. Für die bundesdeutsche Elf erwies sich die Niederlage gegen die DDR als heilsam. Nach einer klärenden Aussprache in der Nacht von Malente setzte sie sich mit 2:0 gegen Jugoslawien, 4:2 gegen Schweden und 1:0 in der Wasserschlacht von Frankfurt gegen Polen durch und zog ins Finale gegen die Niederlande ein, das sie mit 2:1 gewann und somit zum zweiten Mal nach 1954 Weltmeister wurde.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Für die Qualifikation zur Europameisterschaft 1992 waren die DDR und die Bundesrepublik in eine Qualifikationsgruppe gelost worden. Im Zuge der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zum 3. Oktober 1990 nahm die DDR-Auswahl aber nicht mehr teil. Das für den 21. November 1990 terminierte deutsch-deutsche Derby wurde zunächst als freundschaftliches „Wiedervereinigungsspiel“ geplant, fand dann aber aus Sicherheitsgründen nicht statt, da es bei einigen Spielen in ostdeutschen Städten zu Zuschauerausschreitungen gekommen war.
  2. Harry Valérien: Fußball 74 - Weltmeisterschaft, S. 101. Südwest Verlag München, 1974.
  3. Jetzt muß ich Dich leider mal festhalten, sagte Beckenbauer zu Irmscher. Aus Franz Beckenbauer: WM 74