„Al-Fārābī“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Phoenix2 (Diskussion | Beiträge)
Farabis Herkunft war nicht türkisch, sondern - allem Anschein nach - persisch. Siehe dazu Diskussion mit Verweis auf die autoritative Encyclopaedia Iranica.
Zeile 1: Zeile 1:
'''Abū Nasr Muḥammad ben Muḥammad ben Ṭarḥān al-Fārābī''', latinisiert '''Alpharabius''', auch ''Alfarabi, El Farati, Avenassar'' (* um 870 in Wasīğ, Kreis Fârâb; † 950 in [[Damaskus]]) war ein arabischer [[Gelehrter]] und [[Philosoph]] türkischer Abstammung.
'''Abū Nasr Muḥammad ben Muḥammad ben Ṭarḥān al-Fārābī''', latinisiert '''Alpharabius''', auch ''Alfarabi, El Farati, Avenassar'' (* um 870 in Wasīğ, Kreis Fârâb; † 950 in [[Damaskus]]) war ein [[Islam|muslimischer]] [[Gelehrter]] und [[Philosoph]] aus [[Zentralasien]].


==Leben und Bedeutung==
==Leben und Bedeutung==
[[Image:Al-Farabi.png|thumb|right|Illustration aus ''Kitāb al-mūsīqī al-kabīr'', ein „''šāh-rūd''“ genanntes Musikinstrument]]
[[Image:Al-Farabi.png|thumb|right|Illustration aus ''Kitāb al-mūsīqī al-kabīr'', ein „''šāh-rūd''“ genanntes Musikinstrument]]
Der Sohn einer türkischen Familie kam schon als Knabe aus [[Transoxanien]] (heute [[Turkestan]]) nach [[Bagdad]]. Er studierte [[Logik]] bei Yuḥanna ben Ḥaylān, einem christlichen Anhänger der [[Alexandrinische Schule|Griechischen Schule Alexandrias]], und hatte Verbindungen zu Abū Bišr Mattā ben Yūnus, einem Übersetzer und Kommentator der Bagdader Schule christlicher Aristoteliker. Ab 942 lebte er in der Gefolgschaft des späteren [[Hamdaniden|Hamdanidenfürsten]] Saif al-Daula meist in [[Aleppo]].
Der Sohn einer [[Perser (Volk)|persischen]] Familie kam schon als Knabe aus [[Transoxanien]] (heute [[Turkestan]]) nach [[Bagdad]] (eine andere, jedoch sehr umstrittene Quelle gibt eine türkische Herkunft an). Er studierte [[Logik]] bei Yuḥanna ben Ḥaylān, einem christlichen Anhänger der [[Alexandrinische Schule|Griechischen Schule Alexandrias]], und hatte Verbindungen zu Abū Bišr Mattā ben Yūnus, einem Übersetzer und Kommentator der Bagdader Schule christlicher Aristoteliker. Ab 942 lebte er in der Gefolgschaft des späteren [[Hamdaniden|Hamdanidenfürsten]] Saif al-Daula meist in [[Aleppo]].


al-Fārābī gilt als größter Theoretiker der arabischen Musikgeschichte. Er kannte die meisten philosophischen Texte griechischer Autoren ([[Aristoteles]] und alle wichtigen Kommentare, [[Platon]]), die bis dahin auf Persisch oder Arabisch vorlagen, und trieb auch die Übersetzung weiterer Texte voran. Er beschäftigte sich mit [[Logik]], [[Ethik]], [[Politik]], [[Mathematik]], [[Philosophie]] und [[Musik]]. In der Wissenschaftsgeschichte des Islam wird er als „Zweiter Lehrer“ nach Aristoteles gesehen.
al-Fārābī gilt als größter Theoretiker der arabischen Musikgeschichte. Er kannte die meisten philosophischen Texte griechischer Autoren ([[Aristoteles]] und alle wichtigen Kommentare, [[Platon]]), die bis dahin auf Persisch oder Arabisch vorlagen, und trieb auch die Übersetzung weiterer Texte voran. Er beschäftigte sich mit [[Logik]], [[Ethik]], [[Politik]], [[Mathematik]], [[Philosophie]] und [[Musik]]. In der Wissenschaftsgeschichte des Islam wird er als „Zweiter Lehrer“ nach Aristoteles gesehen.

Version vom 16. Februar 2006, 15:19 Uhr

Abū Nasr Muḥammad ben Muḥammad ben Ṭarḥān al-Fārābī, latinisiert Alpharabius, auch Alfarabi, El Farati, Avenassar (* um 870 in Wasīğ, Kreis Fârâb; † 950 in Damaskus) war ein muslimischer Gelehrter und Philosoph aus Zentralasien.

Leben und Bedeutung

Illustration aus Kitāb al-mūsīqī al-kabīr, ein „šāh-rūd“ genanntes Musikinstrument

Der Sohn einer persischen Familie kam schon als Knabe aus Transoxanien (heute Turkestan) nach Bagdad (eine andere, jedoch sehr umstrittene Quelle gibt eine türkische Herkunft an). Er studierte Logik bei Yuḥanna ben Ḥaylān, einem christlichen Anhänger der Griechischen Schule Alexandrias, und hatte Verbindungen zu Abū Bišr Mattā ben Yūnus, einem Übersetzer und Kommentator der Bagdader Schule christlicher Aristoteliker. Ab 942 lebte er in der Gefolgschaft des späteren Hamdanidenfürsten Saif al-Daula meist in Aleppo.

al-Fārābī gilt als größter Theoretiker der arabischen Musikgeschichte. Er kannte die meisten philosophischen Texte griechischer Autoren (Aristoteles und alle wichtigen Kommentare, Platon), die bis dahin auf Persisch oder Arabisch vorlagen, und trieb auch die Übersetzung weiterer Texte voran. Er beschäftigte sich mit Logik, Ethik, Politik, Mathematik, Philosophie und Musik. In der Wissenschaftsgeschichte des Islam wird er als „Zweiter Lehrer“ nach Aristoteles gesehen.

Aufbauend auf der aristotelischen Logik entwickelte er eigene Ansätze, die über Jahrhunderte immer wieder herangezogen und intensiv diskutiert wurden. Sein Kitāb al-mūsīqī al-kabīr gilt als umfassendste Schrift der arabischen Musiktheorie und Musiksystematik. Besondere Wirkung, auch in hebräischen und lateinischen Übersetzungen des 11. und 12. Jahrhunderts, entfaltete sein wissenschaftstheoretisches Grundlagenwerk Kitāb iḥṣā' al-'ulūm. Neben al-Kindi, al-Rāzi, Avicenna, und al-Ghazali ist al-Fārābī einer der wichtigsten Vertreter der arabischen Philosophie. Er gehört mit zu den herausragenden und umfassenden Denkern des 10. Jahrhunderts. In seinen Schriften zur Musik verband er seine detaillierten Kenntnisse als ausübender Musiker und seine sachliche Präzision als Naturwissenschaftler mit der Logik der Philosophie.

Schriften zur Musik (Auswahl)

  • Kitāb iḥṣā' al-īqā'āt (Buch der Klassifikation der Rhythmen)
  • Kitāb fi-l-īqā'āt (Buch über Rhythmen)
  • Kitāb iḥṣā' al-'ulūm (Buch über die Einteilung der Wissenschaften)
  • Kitāb al-mūsīqī al-kabīr (Das große Buch der Musik)

Literatur

  • Gabriele Braune: al-Fārābī, in MGG, Personenteil, Bd. 6, Kassel 2001


Vorlage:Stub