„Levenshtein-Distanz“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.levenshtein.de/ Wie funktioniert der Levenshtein-Algorithmus] (deutsch)
* [http://www-igm.univ-mlv.fr/~lecroq/seqcomp/node2.html Erklärung und Online-Visualisierung] (englisch)
* [http://www-igm.univ-mlv.fr/~lecroq/seqcomp/node2.html Erklärung und Online-Visualisierung] (englisch)
* [http://www.cut-the-knot.org/do_you_know/Strings.shtml Weitere Visualisierung, auch zum Hamming-Abstand] (englisch)
* [http://www.cut-the-knot.org/do_you_know/Strings.shtml Weitere Visualisierung, auch zum Hamming-Abstand] (englisch)

Version vom 6. April 2010, 21:05 Uhr

Die Levenshtein-Distanz zwischen zwei Zeichenketten ist die minimale Anzahl von Einfüge-, Lösch- und Ersetz-Operationen um die erste Zeichenkette in die zweite umzuwandeln. Benannt ist die Distanz nach dem russischen Wissenschaftler Wladimir Lewenstein, der sie 1965 einführte. Mathematisch ist die Levenshtein-Distanz eine Metrik auf dem Raum der Symbolsequenzen.

Beispielsweise ist die Levenshtein-Distanz zwischen „Tier“ zu „Tor“ 2. Eine mögliche Folge von 2 Operationen ist:

  1. Tier
  2. Toer (Ersetze i durch o)
  3. Tor (Lösche e)

In der Praxis wird die Levenshtein-Distanz zur Bestimmung der Ähnlichkeit von Zeichenketten beispielsweise zur Rechtschreibprüfung oder bei der Duplikaterkennung angewandt.

Algorithmus

In dem Levenstein-Paper von 1965 wird die Levenshtein-Distanz definiert, aber es wird kein Algorithmus zur Berechnung der Distanz angegeben. In der Literatur wird ein Algorithmus zur Berechnung der Levenshtein-Distanz, der die Methode der dynamischen Programmierung verwendet, als Levenshtein-Algorithmus bezeichnet.

Der Algorithmus ist durch folgende Matrix-Rekurrenzen spezifiziert, wobei und die beiden Eingabe-Zeichenketten bezeichnen:

,
,
,

Nachdem die Matrix berechnet ist, steht die Levenshtein-Distanz, d.h. die minimale Anzahl der Edit-Operationen, in der Matrix-Zelle . In jeder Zelle steht Levenshtein-Distanz der Präfixe und . Bei einer weiteren Löschung bzw. Einfügung wird nun nur ein weiteres Zeichen von bzw. verbraucht. D.h. das Resultat wird in bzw. gespeichert. Also lassen sich die Kosten für eine Löschung bzw. Einfügung in Zelle rekurrent durch bzw. berechnen. Analog ist der Fall der Ersetzung zu erklären.

Wenn nicht nur die Levenshtein-Distanz berechnet werden soll, sondern auch die Folge der Operationen, die zu dem Ergebnis geführt hat, muss ein Backtrace auf der berechneten Matrix durchgeführt werden. D.h. beginnend von werden rekursiv die Optimierungsentscheidungen zurückverfolgt. Im Pseudocode ist der Backtrace-Algorithmus:

string backtrace(i, j):
  if i>0 && D[i-1,j] + 1 == D[i,j]
    return backtrace(i-1, j) + " Del "
  if j>0 && D[i,j-1] + 1 == D[i,j]
    return backtrace(i, j-1) + " Ins "
  if i>0 && j>0 && D[i-1, j-1]
    return backtrace(i-1, j-1) + " Rep "
  return ""

Um den Pseudo-Code zu vereinfachen wird nur ein möglicher Backtrace berechnet.

Beispiel

Das Verfahren lässt sich nun leicht in einer Tabelle durchführen. Hier ein Beispiel mit den beiden Strings „Tier“ und „Tor“.

  ε T o r
ε 0 1 2 3
T 1 0 1 2
i 2 1 1 2
e 3 2 2 2
r 4 3 3 2

Der Abstand der beiden Strings ist 2. ε steht hierbei für den leeren String „“.

Komplexität

Die Laufzeit des Algorithmus ist in O, da alle Zellen der -Matrix berechnet werden, und der Rechenaufwand pro Zelle konstant ist.

Der Speicherbedarf ist in , da die Matrix Zeilen und Spalten hat. Wenn allerdings kein Backtracing durchgeführt wird, dann wird zur zeilen- bzw. spaltenweisen Berechnung der Matrix nur die jeweils letzte Zeile bzw. Spalte zur Berechnung der nächsten Zeile bzw. Spalte benötigt. Der Speicherbedarf liegt in dem Fall also in .

Der Hirschberg-Algorithmus ermöglicht die Berechnung der Levenshtein-Distanz und einem Backtrace in quadratischer Zeit und mit linearem Speicherverbrauch.

Schranken

Für die Levenshtein-Distanz gelten einige obere und untere Schranken:

  • sie beträgt mindestens den Unterschied der Längen beider Strings
  • sie beträgt höchstens die Länge des längeren Strings
  • sie ist dann und nur dann 0, wenn beide Strings identisch sind (Definition Metrik)
  • sie ist nicht größer als die Hamming-Distanz plus dem Längenunterschied der Strings

Abgrenzung

Die Levenshtein-Distanz kann als Erweiterung des Hamming-Abstands angesehen werden, welcher sich auf Ersetzungen beschränkt und daher nur Zeichenketten gleicher Länge bemessen kann. Eine Phonetische Suche kann die Levenshtein-Distanz verwenden um Fehler zu erlauben. Zu vergleichende Wörter können vor einer Distanz-Berechnung beispielsweise mit dem Kölner Phonetik oder dem Soundex-Algorithmus in ein Lautsymbol-String überführt werden.

Der DP-Algorithmus zur Berechnung der Levenshtein-Distanz ist mit dem Needleman-Wunsch-Algorithmus zur Berechnung des Sequenzalignment zweier Zeichenketten verwandt. Der Needleman-Wunsch-Algorithmus ist in und lässt beliebige Kostenfunktionen für Einfüge- bzw. Löschoperationen der Länge zu. Bei dem Levenshtein-Algorithmus besteht eine Einfüge- bzw. Löschoperation aus maximal einem Zeichen. Varianten des Needleman-Wunsch Algorithmus beschränken die Wahl der Kostenfunktion, so dass deren Laufzeit in liegt.

Der Smith-Waterman-Algorithmus optimiert die Kosten der Edit-Operationen nach dem gleichen DP-Schema, wie der Needleman-Wunsch- bzw. der Levenshtein-Algorithmus, allerdings werden Einfüge- bzw. Lösch-Operationen am Anfang- bzw. Ende einer Sequenz mit bewertet und im Backtrace ignoriert. D.h. der Smith-Waterman-Algorithmus berechnet das lokale Sequenzalignment. Seine Laufzeit liegt in .

Die Levenshtein-Distanz kann als Sonderform der Dynamic-Time-Warping-Distanz (DTW) betrachtet werden.

Varianten

WLD-Algorithmus

Die Kosten der einzelnen Operationen können auch in den Alternativen Ersetzung, Einfügung und Löschung unterschiedlich oder sogar abhängig von den jeweiligen beteiligten Zeichen gewichtet werden. Das so verallgemeinerte Verfahren wird auch als WLD-Algorithmus (Weighted Levenshtein-Distance) bezeichnet.

Ein Beispiel für gewichtete Kosten für Edit-Operationen, die mit dem WLD-Algorithmus minimiert werden können, sind die Kosten der Schreibmaschinendistanz.

Damerau-Levenshtein-Distanz

Damerau-Levenshtein erweitert die Funktionalität von Levenshtein um die Fähigkeit, zwei vertauschte Zeichen zu identifizieren, beispielsweise „Raisch“ ↔ „Rasich“. Um die eine Zeichenfolge in die andere zu überführen, wären mit Levenshtein 2 Operationen notwendig. Damerau-Levenshtein benötigt nur eine einzige.

Folgende Matrix-Rekurrenzen spezifizieren die Algorithmus-Variante.

,
,
,
,

Wobei die Kosten für eine Vertauschung von zwei Zeichen bezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Fred J. Damerau: A technique for computer detection and correction of spelling errors. In: Communications of the ACM. Band 7, Nr. 3, März 1964, ISSN 0001-0782, S. 171–176 (pdf).
  • Vladimir I. Levenshtein: Binary codes capable of correcting deletions, insertions, and reversals. In: Doklady Akademii Nauk SSSR. Band 163, Nr. 4, 1965, S. 845–848 (pdf – Russisch, Englische Übersetzung in: Soviet Physics Doklady, 10(8) S. 707–710, 1966).

Weblinks