Diskussion:Adh-Dhahabī

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Als Quelle galt die Englische Version.Enten 22:38, 28. Aug 2006 (CEST)

Namensform[Quelltext bearbeiten]

Können wir uns bitte einigen, ob er al-Dhahabi oder ad-Dhahabi heißt? Die Vertreter der Null-Ahnung-Fraktion, besonders diejenigen, die nicht wissen, was ein Sonnenbuchstabe ist, werden für eine einheitliche Fassung dankbar sein. --König Alfons der Viertelvorzwölfte 09:21, 25. Okt. 2006 (CEST)Beantworten

Wenn wir auf Sonnen- Mond- und Nachtbuchstaben Rücksicht nehmen, dann muss er adh-Dhahabi heißen. -- Martin Vogel   00:19, 11. Dez. 2006 (CET) Bekennendes Mitglied der ε-Ahnungs-FraktionBeantworten

Wo ist die WP-Namenskonvention?--Orientalist 00:21, 11. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Nachtrag: die DMG-Umschrift ist klar....aber die ewig gestrigen...die müssen immer mal irgendwo nachhaken...macht mal weiter. Ich beobachte nur.--Orientalist 00:39, 11. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Ich hab mich jetzt schlau gemacht. Nach der heiligen Konvention ist die Assimilation auszuschreiben. Das würde natürlich bedeuten, dass ad-Dhahabi richtig ist und dass ergo das Lemma verschoben werden muss. Das überlass ich dann doch lieber den sachlich-fachlich Qualifizierten. Gruß --König Alfons der Viertelvorzwölfte 10:27, 11. Dez. 2006 (CET) Bekennendes Mitglied der Ewiggestrigen-FraktionBeantworten


Um es mit diesem Grüppchen hier abzurunden: in der Fachliteratur ist sowohl die Umsetzung der "Sonnenbuchstaben" als auch ihre Ignorierung üblich. Nur: Konsequenz wird dann vom jeweiligen Autor verlangt. Und ein "ad-Dhahabi" als Vorschlag ist absolut falsch (typisch!). Denn es müßte dann: adh-Dhahabi sein. Diskutiert also weiter. Das bereichert den Artikel, zu dem so viele so viel gutes bisher beigetragen haben. --Orientalist 10:52, 11. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Ich sag's ja. Wo kämen wir hin ohne die sachlich-fachlich Qualifizierten. --König Alfons der Viertelvorzwölfte 11:37, 11. Dez. 2006 (CET)Beantworten
  1. Ori, du verlangst Konsequenz vom jeweiligen Autor. Erstautor ist Benutzer:Enten. Wenn du von dem was willst, dann setz dich erst mal für seine Entsperrung ein, vorher kann der gar nichts machen.
  2. Dass du mir mit adh-Dhahabi recht gibst (siehe mein Beitrag vom 11.12.06, 00:19), tut mir richtig gut. Endlich mal wieder eine Anerkennung durch einen Fachmann, nach der ich schon so lange gelechzt habe. Ein inneres Jauchzen und Jubilieren ergreift mich, ich bin am Frohlocken. Ob das deine Absicht war, bezweifle ich, aber das hast du dir selbst zuzuschreiben. -- Martin Vogel   04:09, 12. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Martin-Admin: falsch gelesen! Nocheinmal für die Montessori-Schule: man kann die Sonnenbuchstaben berücksichtigen (in der Fachliteratur), muß man aber nicht. Also: entweder adh-Dhahabi,dann immer so, oder: al-Dhahabi, dann immer so. Du verstehen? user Enten spielt hier keine Rolle.--Orientalist 10:23, 12. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Martin hat deutsche Muttersprache, Sprache von Goethe und Schiller, du kennen? Du dürfen mit ihm normal reden. Du ad-Dhahabi oder was sonst falsch korrigieren und aufhören zu quengeln! Schönen Tag --König Alfons der Viertelvorzwölfte 10:49, 12. Dez. 2006 (CET)Beantworten

I wag's nach über zwei Jahren einfach mal und setze unsere Konventionen um. -- مٰنشMan77 15:58, 15. Aug. 2008 (CEST)Beantworten

Klar. Es soll überall mit Konsequenz gemacht werden. Ich glaube, Du willst adh-Dhahabi haben. OK. Selbst in der EI ist es nicht einheitlich.--Orientalist 16:02, 15. Aug. 2008 (CEST)Beantworten

sic[Quelltext bearbeiten]

Da in letzter Zeit Personen versuchen Litteratur zu verschlimmbessern kommt das unsichtbare SIC! nach dem Titel rein. Für Technik unbegabte: Dieses sic! ist nur beim editieren sichtbar --Ar-ras 23:11, 10. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Da kommt kein sic rein! Der Titel IST SO: siehe Link.--Orientalist 23:13, 10. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Dieses sic ist nicht sichtbar ... Vertrau mal einem Technikfachmann ---Ar-ras 23:15, 10. Dez. 2006 (CET)Beantworten

"sic" ist auch außerhalb des "sichtbaren" nicht angebracht...und wofür überhaupt....Bibliographisch ist alles korrekt.--Orientalist 23:27, 10. Dez. 2006 (CET) (Der rest ist, mit Verlaub, Klugsch.... in der Tat. Oder ist Vollmond? So was liest man nur hier aus bestimmten Ecken...nicht in der Fachliteratur...--Orientalist 23:27, 10. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Vollmond war am 5.12.06 -- Martin Vogel   00:24, 11. Dez. 2006 (CET)Beantworten
Jup, wenn ich aus meinem Fenster gucke ist es kein Vollmond, sondern ein Abnehmender Mond.--Ar-ras 00:44, 11. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Wertbestimmung von aḏ-Ḏahabī und Fragen der arab. Biographie[Quelltext bearbeiten]

Dieser Beitrag darf nur von mir verändert oder korrigiert werden; das wird aber nicht notwendig sein. Er bezieht sich a) auf einen Teil dieses Artikels und b) vor allem aber auch die endlose Diskussion betr. al-Farabi und dort über die Bezeichnung "at-Turkī". Die Diskussion über die umstrittene Frage soll auf der Seite von "Vermittlung" [1] oder sonst wo in der Sache geführt, aber nicht hierhin verlagert werden.



Die folgenden Ausführungen sind den wesentlichsten Grundzügen der arabischen Gelehrtenbiographien am Beispiel von aḏ-Ḏahabī und seinem Kitāb Siyar aʿlām an-nubalāʾ gewidmet. Anlaß dafür sind der Artikel al-Farabi und vor allem die dort entfachten endlosen Diskussionen über die Zulässigkeit der Verwendung von aḏ-Ḏahabīs Werk bei der vollständigen Namensgebung von al-Farābī.

Eine Polemik mit den /oder dem einzigen Gegner(n) betr. Namensangabe gemäß aḏ-Ḏahabī ist hier nicht beabsichtigt und ist auch nicht Ziel der folgenden Ausführungen; sie sollen lediglich zum Verständnis arabischer Biographien - beschränkt auf diesen Fall - beitragen. Daß dies nicht gelingen wird, habe ich schon vorab einkalkuliert; dies in Kenntnis der festgefahrenen Position der autodidaktischen Gegenseite.

Um einem weiteren Vorwurf, den ich ebenfalls einkalkuliert habe, vorzubeugen: es handelt sich im folgenden nicht um „original research“. Die Quellen sind:

  • Einleitung zur Edition des oben genannten Werkes durch dessen Herausgeber Šuʿaib al-Arnaʾūṭ;
  • das Werk in seiner Edition selbst;
  • die Damaszener Gelehrtenbiographie von Ibn ʿAsākir (am Rande) und Verweis auf die arabische Lexikographie.

Alle Quellen sind in arabischer Sprache. Niemand wird hier behaupten wollen, daß man über Cervantes, seine Zeit und sein Schaffen ohne spanische Sprachkenntnisse und ohne Kenntnis des Instrumentariums der Romanistik enzyklopädisch vertretbares schreiben könne. Oder über Shakespeare.... usw.

Diese Überlegungen veranlassen mich, meine hier folgenden Einlassungen weder in die Diskussion um al-Farabi noch in die sog. „Vermittlung“ [2], wo nichts zu vermitteln ist, einzugliedern, sondern als eine Art Nebenprodukt zum Artikel aḏ-Ḏahabī hinzuzufügen. Denn auch an dieser Stelle wird es nachlesbar sein, daß arabische Gelehrtenbiographien, sogar an diesem kritisierten Punkt, wesentlich komplexer sind als von manchen angenommen.

Über das zweitwichtigste Werk von aḏ-Ḏahabī - nach seinem Taʾrīḫ al-islām - d. i. über das Kitāb siyar aʿlām an-nubalāʾ, wird in The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. II. S. 214 nichts berichtet. Der Hinweis auf dieses bedeutende Werk in der Reihe islamischer Gelehrtenbiographien besteht dort aus einer Zeile, mit der Erwähnung der Druckausgabe der ersten zwei Bände. Das Gesamtwerk liegt indes seit 1981 (1. Auflage) in der sorgfältigen Edition von Šuʿaib al-Arnaʾūṭ, nunmehr in der 7. Auflage (Muʾassasat ar-risāla, Beirut 1990), in 24 Bänden mit einem detaillierten Registerband (Band 25) vor. Der erste Band ist mit einer umfassenden Einführung des Herausgebers über diese literarische Gattung islamischer Gelehrsamkeit im allgemeinen, ferner über aḏ-Ḏahabīs Leben, seine Arbeitsweise und Stellung im Gelehrtenleben seiner Zeit versehen: Bd. I. S. 12-146.

Es ist hier nicht der Ort, die ausschweifenden, in orientalischen Beschreibungen allerdings durchaus üblichen Darstellungen des Herausgebers, die von zahlreichen Wiederholungen begleitet sind, systematisch darzustellen. Es geht vielmehr darum, die wichtigsten Aspekte betreffs Verfasser, Werk und seiner Methode sowohl anhand dieser Einführung als auch durch die Lektüre des Originals punktuell, d.h. soweit dies die umstrittene Frage betrifft, hervorzuheben.

Das genannte Werk zeichnet sich zunächst dadurch aus, daß es erstmals in der Geschichte der islamischen Gelehrtenbiographie alle Epochen der islamischen Geschichte bis in die Zeit seines Verfassers chronologisch erfaßt und dabei Biographien von „vornehmen“ Gelehrtengrößen - wie es im Titel heißt - in der gesamten arabischen Welt, bis nach al-Andalus hinein - Kalifen, Emire, Richter, Koranleser, Philosophen, Theologen, Dichter , Mystiker usw. - in chronologischer Reihenfolge berücksichtigt (Einleitung, S. 143). In der Beschreibung der Vita der „Gelehrtengrößen“ (arabisch: aʿlām) ist es als „durchgehend angewandte Methode“ des Verfassers zu beobachten, daß er zu Beginn der jeweiligen Biographien die Namen, die Namen der Vorfahren, die Beinamen und Titel, ferner die ethnische Zugehörigkeit der behandelten Personen konsequent erwähnt. (Einleitung, S. 144 und 115). Die Formulierung des Werktitels „Gelehrtengrößen“ ist eine inhaltliche Einschränkung des Werkes und somit ein durchgehend angewandtes Programm. Denn aḏ-Ḏahabī stellt nicht schlechhin berühmte (mašhūr /mašāhīr) Persönlichkeiten, sondern nur eine Elite, „Crème de la Crème“ der islamischen Gesellschaft vor, wodurch er eine bestimmte Auswahl - im Gegensatz zu seiner „Geschichte des Islam“ - trifft. (Einleitung, S. 110).

Die geographische Dimension des Werkes übertrifft - wie erwähnt - die der bis dahin verfaßten Gelehrtenbiographien. Denn die Schwerpunkte seiner Vorgänger beschränkten sich auf bestimmte Gelehrtenzentren: Bagdad, Damaskus, Ägypten, al-Andalus u. a. Andalusische Biographen wiederum kümmerten sich um die Darstellung der Vita der Gelehrten im islamischen Osten überhaupt nicht. Durch die umfassende, „grenzüberschreitende“ Darstellung durch aḏ-Ḏahabī ist sein Werk in der Gattung der Gelehrtenbiographien als “einzigartig“ anzusehen (Einleitung, S.111-112).

Der Verfasser nennt in diesem Werk zwei Gelehrte bereits im Titel der Biographie als „at-Turk“ („der Türke“): Ǧaʿfar b. Muḥammad b. al-Ḥusain b. ˙Ubaid Allāh b. Muḥammad b. Tuġān (!) an-Naisabūrī „bekannt als der Türke“ (al-mašhūr bi-t-turk) (Bd. 14. S. 46). „Ǧaʿfar der Türke verstarb am Samstag, beigesetzt hat man ihn am 18. Šaʿbān im Jahre 295“ (24. Mai 908). „Die Großväter seiner Familie waren die ersten, die die Sunna in Chorasan verkündeten“ (ebd. S. 47).

Und: at-Turk (ebenfalls als Titel der Biographie - „der Türke“): Aḥmad b. Abī Manṣūr Ahmad b. Muḥamad b. Yanāl al-Iṣbahānī, Ṣūfī - Schaich, er verstarb im Šaʿbān 585 (September 1189) - (Bd. 21. S. 124)

Mit „al-Fārisī“ (der Perser) werden im genannten Werk acht Personen ausgezeichnet. Eine Auswahl:

˙Abd al-Ġāfir b. Ismāʿīl al-Naisābūrī, Verfasser der Geschichte von Nisabur (st. 529/1134-1135) - (Bd. 18. S. 19; siehe auch GAL, 1. S. 449)

al-Fārisī (als Titel der Biographie): ʿAlī b. Muḥammad b. ʿAlī al-Fārisī , ṯumma al-Miṣrī (d. h. der „Perser“, dann der Ägypter): aḏ-Ḏahabī gibt stets in dieser Form an, wenn eine Person seine ursprüngliche Heimat aufgegeben hat und in ein anderes Land - hier Ägypten - gezogen ist. Sein Wirkungskreis war Ägypten; deshalb nennt ihn der ägypische as-Suyūtī in seinem Ḥusn al-muḥāḍara (Bd. 1. S. 347 (Kairo 1967) (Gelehrtenbiographie von Ägypten) ebenfalls, verzichtet aber dort auf „al-Fārisī“. - Somit ist hier die Angabe bei aḏ-Ḏahabī zu bevorzugen. (Bd. 17. S. 613)

al-Fārisī (als Titel der Biographie): Muḥammad b. Ibrāhīm b. Aḥmad b.Ṭāhir aš-Šīrāzī (st. 1225): „er ließ sich in Ägypten nieder“ (nazīl Miṣr):(Bd. 22. S. 179). Auch hier nennt ihn as-Suyuti (op. cit. 540) - ohne Nennung von „al-Fārisī“).

al-Fārisī (als Titel der Biographie): Muḥammad b. Abī Masʿūd ʿAbd al-ʿAzīz al-Fārisī - ṯumma al-Harawī (st. 472/1079), „der Perser, dann der aus Herat“ - man achte auch hier auf die genaue Differenzierung. (Bd. 18. S. 376-377).

aḏ-Ḏahabīs Gelehrtenbiographie zeichnet sich durchgehend durch die genauen Angaben der Personennamen - bis in die 4-5 Generation zurück - aus. Daran schließen sich stets die Angaben: Beiname (Kunya), ethnische und geographische Zugehörigkeit, evtl. Titel und Rang im Gelehrtenleben. Dies geschieht zu Beginn der jeweiligen Vita oft in einem Umfang von 3 bis 4 Zeilen.

Eventuelle Möglichkeiten zu Mißverständnissen in diesem Zusammenhang werden ebenfalls ausgeräumt. Beispiel: die Zugehörigkeit eines Gelehrten, der 1076 starb, gibt er wie folgt an: Abū ʾl-Qāsim at-Tamīmī (also von Stamme der B. Tamīm) + aṭ-Ṭarābulsī (aus Tarabulus) + ṯumma al-Andalusī al-Qurṭubī ( dann der Andalusier aus Córdoba). Den Schluß bildet dann die Erläuterung: aṣlu-hu min Ṭarābulus aš-Šām (er stammt aus Ṭarabulus in Syrien - heute Tripoli - sprich: nicht aus Nordafrika (Tripolis), was nahe läge, da von dort bekanntlich viele nach Andalusien ausgewandert sind. Da er sich in Córdoba niederließ, beruft sich aḏ-Ḏahabī in diesem Fall konsequenterweise auch auf Angaben andalusischer Gelehrtenbiographien (Bd. 18, S. 336).

Ein weiteres Beispiel für die Genauigkeit des Verfassers der Siyar aʿlām an-nubalāʾ:

unter den Lehrern des berühmten Abū Isḥāq aš-Šīrāzī (st. 1083) nennt er einen gewissen al-Ḫarazī aus Basra. Dieser Name erscheint falsch bei as-Samʿānī (den aḏ-Ḏahabī hier konsequent auswertet !) als al-Ḫauzī, bei Ibn Ḫallikān als al-Ḥauzī, in weiteren Biographien stehen die Formen wie al-Ǧauzī bzw. al-Ǧazarī - alles Verschreibungen der arabischen Form von الحوزي ، الجوزي usw. mit einem unklaren Rasm des Konsonantenbestandes. Korrekt steht es bei aḏ-Ḏahabī nicht nur in der Edition, sondern auch in der dafür verwendeten Handschrift (Bd. 18, S. 453).

Diese Art von genauen Angaben sind in der 24 Bände starken Siyar...durchgehend zu beobachten. Ich bleibe nun bei dem umstrittenen und als POV (sic) bezeichneten Namensteil: at-Turkī (wörtlich: „der Türke“) in der Namensbeschreibung von al-Farabi bei aḏ-Ḏahabī.

In den arabischen Biographien ist oft eine Vielzahl von Bezeichnungen bei ein und derselben Person zu beobachten. Sie haben alle ihre Funktion, ihren Stellenwert und Ursprung. Man umschreibt sie mit dem Begriff „nasab“ (ursprünglich und in der ersten Bedeutung: Genealogie, d.h. Familienkunde, Ahnen- und Stammbaumforschung u.a.). In den arabischen Biographien bezeichnet man mit „nasab“, so Ibn Manzur, der Verfasser des größten arabischen Wörterbuchs (Lisān al-ʿArab), den Hinweis auf die Väter, auf die Ursprungsländer, aber auch auf den Berufszweig und - so ein weiterer Lexikograph - auf alles, wodurch eine Person sich auszeichnet und sich von anderen unterscheidet: Vater, Mutter, Wohnviertel, Stamm, Land u.ä. - Weiteres über Nasab: EI (2), Bd. 7, S. 967 (Franz Rosenthal).

Der bekannte Korangelehrte al-Qāsim b. Sallām erscheint z.B. mit dem „Nasab“ - in der grammatischen Form einer „Nisbe“ - als ar-Rūmī, da sein Vater (!) ursprünglich ein byzantinischer Sklave war. Man nannte ihn deshalb auch at-Turkī: beide Begriffe stehen dann nebeneinander und beide beziehen sich auf den früheren Status des Vaters. (ad-Dāwūdī: Ṭabaqāt al-mufassirīn, S. 325. Beirut 2002). An solchen Namens- bzw. Nasabbeschreibungen nahm die arabische Biographie keinen Anstoß. Denn bei sorgfältiger Betrachtung erfahren wir bei aḏ-Ḏahabī, der die Nisbe „ar-Rūmī“ nicht nennt: „sein Vater war ein byzantinischer Sklave bei einem Mann aus Herat“. Diese Konstellation steht schon früh in den Biographien: at-Turkī mit Verweis auf den oben beschriebenen Status des Vaters (so al-Ḫaṭīb al-Baġdādī und Ibn ʿAsākir in ihren jeweiligen Biographien über Bagdad bzw. Damaskus (Bd. 12, S. 403, bzw. Bd. 49, S. 61-62). - Weiteres über Nisba: EI (2), Bd. 8, S. 53. Abschnitt 2 (Jacqueline Sublet).

Damit man diese Nisbe nicht falsch ausspricht, beschreibt Ibn ʿAsākir die richtige Vokalisierung des Wortes in der Biographie eines Gelehrten mit der Nisbe at-Turkī und beruft sich dabei auf ältere Quellen, die er seinem Lehrer vorlas: „at-Turkī, mit “u“ auf dem „t“ und vokallos bei dem „r“ . (Taʾrīḫ madīnat Dimašq, Bd. 60, S. 307). Damit will man eine evtl. falsche Lesung, wie at-Tarakī / at-Tarkī u. ä. ausschließen.

Der Namensteil „Ṭarḫān“ im Namen von al-Farābī steht mit der Nisbe at-Turkī ebenfalls im Einklang. Denn den Namen Muḥammad b. Ṭarḫān b. Baltakīn b. Mubāraz b. Buǧkum (in der arabischen Schreibart), den man einwandfrei zuordnen kann, nennt aḏ-Ḏahabī mit der Kunya und Nisbe „Abū Bakr at-Turkī al-Baġdādī“ (Bd. 19. S. 423). Schon Ibn ʿAsākir nennt ihn in seiner Damaszener Gelehrtenbiographie genauso. (Bd. 35, S. 356). Im übrigen kam „Ṭarḫān“ wahrscheinlich durch sogdische Vermittlung ins Arabische und fungierte sowohl als Titel als auch als Personenname in Teilen von Zentralasien. - Weiteres dazu: EI (2), Bd. 10, S. 303 (P. B. Golden).

Der zeitliche Abstand des Biographen zum beschriebenen Gelehrten spielt in den arabischen Gelehrtenbiographien keine zentrale Rolle. Es ist stets, auch bei aḏ-Ḏahabī, nachweisbar, daß man sich Quellen der Vorfahren bediente und diese an den entsprechenden Stellen sorgfältig auch angab. Eine „spätere Quelle“ ist somit keineswegs weniger glaubwürdig als eine um einige Jahrhunderte frühere Dokumentation. Dafür gibt es in der biographischen Literatur zahlreiche Beispiele, die aber nicht hierhin gehören. Es bleibt also ein Wagnis mit unabsehbaren Folgen zu behaupten, dieser oder jener Biograph habe eine Fälschung bei Namensgebungen - im Vergleich zu den Vorfahren - vorgenommen. Die Beleuchtung des Umfeldes der biographischen Literatur und ihrer Eigenart ist vielmehr Anlaß, voreiligen Rückschlüssen keinen Vorrang einzuräumen.

--Orientalist 22:58, 24. Jan. 2011 (CET)Beantworten

Nachtrag:

mit welcher Umsicht Nasab / Nisbe-Bezeichnungen in den arabischen Biographien beschrieben worden, und entsprechend zu verstehen sind, zeigen die folgenden zwei Beispiele aus dem oben genannten Werk:

  • al-Yazīdī (als Überschrift), "Schaich der Koranleser": Yaḥyā b. al-Mubārak b. al-Muġīra al-ʿAdawī al-Baṣrī: "bekannt war er als al-Yazīdī auf Grund seiner Nähe zum Emir Yazīd b. Manṣūr dem Onkel (ḫāl: mütterlicherseits) von al-Mahdī, dessen Sohn er unterrichtet hatte." (Bd. 9. S. 562).
  • Saʿd al-Ḫair: b. Muḥammad b. Sahl b. Saʿd al-Anṣārī al-Andalusī al-Balansī (st.1146): "er reiste von al-Andalus bis in die Provinzen von China. Und du siehst, wie er (sich) schreibt: Saʿd al-Ḫair al-Andalusī aṣ-Ṣīnī" (der Andalusier, der Chinese). (Bd. 20, S. 158) - Also: ein Andalusier aus Valencia kommt bis nach China und nennt sich dann "der Chinese" - und dies vermerkt aḏ-Ḏahabī korrekt nach Quellen.

--Orientalist 23:42, 26. Jan. 2011 (CET)Beantworten

Was also die Gegenseite, hier wohl alleinstehend: Phoenix2, immer wieder behauptet, ich würde mit diesem Exkurs TF betreiben, ist unbegründet und sachlich falsch. Ich stelle keine neuen Theorien auf, meine Schlußfolgerungen heben nur die Glaubwürdigkeit von adh-Dhahabi hervor, und dies ausschließlich durch die neutrale Darstellung seines Umgangs mit der Namensgebung: ich füge nichts hinzu und lasse auch nichts weg. Daß man sich dabei auf die Originalquelle berufen muß, ist keine TF, sondern eine enzyklopädische Notwendigkeit. So sieht man z.B. auch, daß adh-Dhahabi eine bei Ibn Ḫallikān dokumentierte (falsche) Namensvariante korrigiert. Für den Vorwurf der TF ist also hier kein Platz: Denn: wenn man Shakespeare auf Englisch in der WP zitieren darf, dann darf ich auch adh-Dhahabi auf Arabisch zitieren.

Hinzu kommen nun auch andere Biographen: as-Safadi und al-Maqrizi - und diese waren bestimmt keine Eintagsfliegen in der biographischen Literatur. Warum Gutas&Co diese Biographien nicht herangezogen haben, ist eine Frage, die nicht ich zu beantworten habe. Wenn man aber Quellen zur Verfügung hat, die den immer wieder zitierten Forschern möglicherweise noch nicht zur Verfügung standen, was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, so müssen sie genannt werden. Aus dem von der Gegenseite angegebenen Link (Enz. Ir.) ist das Entstehungsdatum der langen Einlassungen aus der Feder von D. Gutas nicht abzuleiten. Die erste Auflage von adh-Dhahabis hier benutztem Werk ist bereits 1981 erschienen. Die von der Gegenseite immer wieder betonte Theorie über die "Fälschung" durch Ibn Ḫallikān (ja, so schreibt man den Namen auch auf Yale - unter Arabisten (auch: Kh...) - und nicht so wie Gutas), der sich die Gegenseite ohne Wenn und Aber anschließt, ist unbewiesen - selbst bei Gutas&Co vermisst man dazu den Beweis. Dazu siehe oben am 24. Januar, den Schluß. --Orientalist 15:22, 5. Feb. 2011 (CET)Beantworten