Exzellenzinitiative

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Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen war ein 2005/06 erstmals ausgelobtes Förderprogramm in Deutschland, das parallel zur grundlegenden Umstellung des Hochschulwesens durch den Bologna-Prozess anlief. Es ist ab 2017/18 durch die Exzellenzstrategie abgelöst worden, deren Förderung 2019 begann. Mit der Exzellenzinitiative reagierte die Bundesregierung auf das Lissabon-Programm der EU aus dem Jahr 2000. Darin verpflichteten sich die EU-Mitgliedstaaten, in ihre Bildungs- und Wissenschaftssysteme zu investieren, um Europa so bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Die Exzellenzinitiative (Exini) sollte dazu dienen, „[…] den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig [zu] stärken, seine internationale Wettbewerbsfähigkeit [zu] verbessern und Spitzenforschung an deutschen Hochschulen sichtbar [zu] machen (BMBF).“[1]

Vorgeschichte und Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ins Leben gerufen wurde die Exzellenzinitiative von der damaligen SPD-Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, die mit der Idee der Organisation eines deutschlandweiten Wettbewerbs zwischen allen deutschen Universitäten unter dem Titel „Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuniversitäten“[2] im Januar 2004 erstmals an die Öffentlichkeit ging. Getragen wurde die Bekanntmachung von einem Entschluss des SPD-Parteipräsidiums einige Tage zuvor, der zum Inhalt hatte, die Rahmenrichtlinien für die Reform des deutschen Hochschulsystems voranzutreiben.

Aufgeteilt war die Exzellenzinitiative in die drei Förderlinien „Zukunftskonzepte“ (Entwicklung der Gesamtuniversität), „Exzellenzcluster“ (Förderung der Forschung eines Themenkomplexes) und „Graduiertenschule“ (Förderung von Doktoranden in einem breiten Wissenschaftsgebiet). In zunächst zwei Förderrunden wurden neun Zukunftskonzepte, 37 Anträge auf Exzellenzcluster (2. Förderlinie) und 39 Anträge auf Graduiertenschulen (1. Förderlinie) bewilligt. Die Durchführung der Exzellenzinitiative beruht auf Verwaltungsvereinbarungen zwischen Bund und Ländern.[3]

Im Jahr 2019 wird das Förderprogramm unter dem Namen Exzellenzstrategie in veränderter Form fortgesetzt.[4] Es umfasst nun nur noch die Förderlinien Exzellenzcluster und Exzellenzuniversitäten. Die ehemaligen Förderlinien „Zukunftskonzepte“ und „Graduiertenschule“ fallen weg. Im September 2017 veröffentlichten die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat die Vorentscheidung in Form einer Liste der zum Antrag aufgeforderten Projekte.[5] Die Aufforderung zur Antragstellung erging an 88 Projekte von 41 Hochschulen in 13 Bundesländern. Beworben hatten sich 195 Projekte. Aufgrund der endgültigen Anträge wird im September 2018[veraltet] die international besetzte Exzellenzkommission über die endgültigen Genehmigungen entscheiden, die voraussichtlich 45 bis 50 Projekte umfassen wird. Diejenigen Universitäten, die mindestens zwei Cluster in der Förderung haben werden, können sich dann darüber hinaus um den Titel einer Exzellenzuniversität bewerben.

Außeruniversitäre Forschungsorganisationen wurden durch die Forschungs-Förderinitiative Pakt für Forschung und Innovation unterstützt. Die Hochschulen in Deutschland wurden außerdem durch den Hochschulpakt 2020 gefördert, der vor allem eine Reaktion auf die wachsende Zahl von Studenten durch die Aussetzung der Wehrpflicht und durch doppelte Abiturjahrgänge war.

In der Exzellenzinitiative für ihr Zukunftskonzept geförderte Universitäten in Deutschland,
Stand: Oktober 2007
In der dritten Runde der Exzellenzinitiative ab 2012 verloren die Universitäten Freiburg und Göttingen sowie das Karlsruher Institut für Technologie die besondere Förderung. In diesen Kreis wurden dafür die Universitäten Bremen, Köln, Tübingen, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Technische Universität Dresden aufgenommen.

Entstehung und Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgehend von Bulmahns initialem Vorschlag handelten Bund und Länder in längeren Verhandlungen einen Kompromiss aus, der von den Regierungschefs von Bund und Ländern im Juni 2005 als Bund-Länder-Vereinbarung nach Artikel 91b GG unterzeichnet wurde.[6] Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat wurden mit der organisatorischen Abwicklung und der wissenschaftlichen Begutachtung bzw. Begleitung beauftragt. Die Exzellenzinitiative wurde in einem mehrstufigen Antrags- und Begutachtungsverfahren in zwei Runden (1. Runde im Jahr 2005/2006; 2. Runde 2006/2007) durchgeführt. Vornehmlich internationale Gutachter bewerteten die Qualität der eingereichten Antragsskizzen und gaben Empfehlungen hinsichtlich der Förderfähigkeit ab. Die endgültige Entscheidung über die Aufforderung zur Antragsstellung und die Förderung traf ein gemeinsames Gremium aus DFG und Wissenschaftsrat auf Basis der Gutachterempfehlungen.

Die Exzellenzinitiative ist dabei als ein Wettbewerb unter thematisch geschlossenen Forschungskonzepten anzusehen; sie wurde bewusst als solcher konzipiert. Die Lehre, ihre Qualität und ihre unterschiedliche Ausprägung je nach Hochschule, spielte in der Exzellenzinitiative mit Ausnahme der Graduiertenschulen keine Rolle, weil die verfassungsrechtliche Grundlage der Exzellenzinitiative – eine Bund-Länder-Vereinbarung nach Artikel 91b des Grundgesetzes – damals keine Bundesförderung für die Lehre zuließ.

Förderlinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Exzellenzinitiative umfasst insgesamt drei Förderlinien: Graduiertenschule, Exzellenzcluster sowie Zukunftskonzepte.

Graduiertenschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Förderlinie Graduiertenschulen dient der Ausbildung von Doktoranden in einem breiten Wissenschaftsgebiet unter exzellenter wissenschaftlicher Begleitung und hervorragenden Randbedingungen. Die Forschung der beteiligten Professoren tritt in den Hintergrund, während die Forschung der Doktoranden im Vordergrund steht. Für jede Graduiertenschule stehen pro Jahr ungefähr eine Million Euro zur Verfügung.

Exzellenzcluster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Exzellenzcluster genannte Förderlinie der Exzellenzinitiative stellt die wissenschaftliche Forschung zu einem weitergefassten Themenkomplex an einem Standort in den Vordergrund und wird mit etwa 6,5 Millionen Euro pro Jahr gefördert. Es geht nicht darum, ein bestimmtes Teilgebiet eines Faches zu bearbeiten, sondern vielmehr 25 hervorragend ausgewiesene Wissenschaftler zu einem Thema von gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Relevanz zusammenzubringen, das gemeinsam bearbeitet wird. Dabei sind strukturelle Auswirkungen auf das organisatorische Gefüge einer Universität ausdrücklich gewollt.

Zukunftskonzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zukunftskonzept beschreibt die langfristige Entwicklung einer Universität in der Forschung. Es umfasst die Fokussierung auf bestimmte Themengebiete, die Zieldefinition für die gesamte Universität sowie eine Wegbeschreibung – mithin die strategische Entwicklung. Eine erfolgreiche Bewerbung setzt die Einwerbung von mindestens einem Exzellenzcluster und einer Graduiertenschule voraus. Die elf für ihr Zukunftskonzept ausgezeichneten Hochschulen dürfen sich als „Exzellenzuniversitäten“ bezeichnen.[7]

Erste Runde der Exzellenzinitiative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Termine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Beschreibung
30. September 2005 Einreichung der Antragsskizzen
20. Januar 2006 Beschlussfassung über Aufforderung zur Antragstellung
20. April 2006 Abgabe der Anträge
13. Oktober 2006 Entscheidung über die Förderung
1. November 2006 Beginn der Förderung

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den zehn Universitäten, die in der ersten Runde zur Antragsstellung für die Förderlinie „Zukunftskonzept“ aufgefordert worden waren, wurden am 13. Oktober 2006 die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität München und das Karlsruher Institut für Technologie ausgewählt. Sie wurden in den folgenden fünf Jahren mit insgesamt jeweils 21 Millionen Euro pro Jahr gefördert. Voraussetzung waren positive Bewertungen von mindestens einem Exzellenzcluster und mindestens einer Graduiertenschule.

Neben den Zukunftskonzepten wurden in den beiden anderen Förderlinien 18 weitere Universitäten jeweils in Millionenhöhe berücksichtigt. Alle geförderten Projekte werden im DFG-Videoportal zur Exzellenzinitiative in einem kurzen Filmporträt vorgestellt.[8]

In den Medien wurde über einen Streit zwischen den Vertretern des Bundes und der Länder sowie dem Gremium aus DFG und Wissenschaftsrat berichtet. Die dabei anwesenden Politiker seien darüber unglücklich gewesen, dass sie in der endgültigen Entscheidung über die Vergabe der Fördermittel keinen Einfluss nehmen konnten.[9]

Zukunftskonzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name der Hochschule (alphabetisch nach Ort) Titel des Zukunftskonzeptes
Universität Karlsruhe (Technische Hochschule) A Concept for the Future of the University of Karlsruhe.

The Foundation of the Karlsruhe Institute of Technology (KIT) – 2006

Ludwig-Maximilians-Universität München LMUexcellent: Working brains – Networking minds – Living knowledge – 2006
Technische Universität München TUM. The Entrepreneurial University – 2006

Graduiertenschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung[10]

Sprecherhochschule (alphabetisch nach Ort) Titel der Graduiertenschule
RWTH Aachen Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science
Freie Universität Berlin Graduate School of North American Studies
Humboldt-Universität zu Berlin Berlin School of Mind and Brain
Technische Universität Berlin Berlin Mathematical School
Ruhr-Universität Bochum Ruhr University Research School
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Bonn Graduate School of Economics
Universität Bremen Global Change in the Marine Realm
Technische Universität Dresden Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengineering
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Erlangen Graduate School in Advanced Optical Technologies
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Spemann Graduate School of Biology and Medicine (ehemals Molecular Cell Research in Biology and Medicine)
Justus-Liebig-Universität Gießen International Graduate Centre for the Study of Culture
Medizinische Hochschule Hannover Hannover Biomedical Research School
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Heidelberg Graduate School of Fundamental Physics
Universität Karlsruhe (Technische Hochschule) Karlsruhe School of Optics and Photonics
Universität Mannheim Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS)
Ludwig-Maximilians-Universität München Graduate School of Systemic Neurosciences
Technische Universität München International Graduate School of Science and Engineering
Julius-Maximilians-Universität Würzburg Graduate School for Life Sciences

Exzellenzcluster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecherhochschule (alphabetisch nach Ort) Titel des Exzellenzclusters
RWTH Aachen Integrative Production Technology for High-Wage Countries (Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer)
RWTH Aachen Ultra High-Speed Mobile Information and Communication (UMIC)
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Mathematics: Foundations, Models, Applications
Technische Universität Dresden Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD)
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Macromolecular Complexes
Justus-Liebig-Universität Gießen Cardio-Pulmonary System
Georg-August-Universität Göttingen Microscopy at the Nanometer Range
Medizinische Hochschule Hannover From Regenerative Biology to Reconstructive Therapy (REBIRTH)
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Cellular Networks: From Analysis of Molecular Mechanisms to a Quantitative Understanding of Complex Functions
Universität Karlsruhe (Technische Hochschule) Center for Functional Nanostructures
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel The Future Ocean
Universität Konstanz Cultural Foundations of Integration (Kulturelle Grundlagen von Integration)
Ludwig-Maximilians-Universität München Center for Integrated Protein Science Munich
Ludwig-Maximilians-Universität München Munich-Centre for Advanced Photonics
Ludwig-Maximilians-Universität München Nanosystems Initiative Munich
Technische Universität München Cognition for Technical Systems
Technische Universität München Origin and Structure of the Universe – The Cluster of Excellence for Fundamental Physics

Zweite Runde der Exzellenzinitiative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Termine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Beschreibung
15. September 2006 Einreichung der Antragsskizzen
12. Januar 2007 Beschlussfassung über Aufforderung zur Antragstellung
13. April 2007 Abgabe der Anträge
19. Oktober 2007 Entscheidung über die Förderung
1. November 2007 Beginn der Förderung

Im Gegensatz zur ersten Runde der Exzellenzinitiative gab es diesmal eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftsrat, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Politikern. Zunächst tagten allein der Wissenschaftsrat und die DFG. Dabei wurden von den Universitäten, die einen Antrag für die dritte Förderlinie stellen sollten, die RWTH Aachen, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und die Universität Konstanz als sichere Kandidaten für die Zukunftsförderungsrichtlinie ausgewählt. Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und die Freie Universität Berlin wurden dagegen als Wackelkandidaten eingestuft. Die Ruhr-Universität Bochum, die Humboldt-Universität Berlin und die Georg-August-Universität Göttingen sollten laut Ansicht der Wissenschaftler nicht in die dritte Förderlinie aufgenommen werden. Diese Einschätzung wurde daraufhin mit den Politikern diskutiert und die endgültige Liste gemeinsam erarbeitet – im Gegensatz zum Ablauf bei der ersten Runde der Exzellenzinitiative.[11]

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. Oktober 2007 wurden die Ergebnisse dieser Runde bekanntgegeben.[12] Auch die geförderten Projekte der zweiten Runde werden im DFG-Videoportal mit einem kurzen Filmporträt vorgestellt.[8]

Zukunftskonzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name der Hochschule (alphabetisch nach Ort) Titel des Zukunftskonzeptes
RWTH Aachen RWTH 2020: Meeting Global Challenges
Freie Universität Berlin International Network University
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Windows for Research
Universität Göttingen Göttingen. Tradition – Innovation – Autonomie
Universität Heidelberg Heidelberg: Realising the Potential of a Comprehensive University
Universität Konstanz Modell Konstanz – towards a culture of creativity

Graduiertenschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecherhochschule (alphabetisch nach Ort) Titel der Graduiertenschule
Universität Bayreuth Bayreuth International Graduate School of African Studies
Freie Universität Berlin Muslim Cultures and Societies: Unity and Diversity
Freie Universität Berlin Friedrich Schlegel Graduate School of Literary Studies
Humboldt-Universität Berlin Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies
Humboldt-Universität Berlin Berlin Graduate School of Social Sciences
Universität Bielefeld Bielefeld Graduate School in History and Sociology
Universität Bonn Bonn-Cologne Graduate School of Physics and Astronomy
Universität Bremen Bremen International Graduate School of Social Sciences
Technische Universität Darmstadt Graduate School of Computational Engineering „Beyond Traditional Sciences“
Universität Göttingen Göttingen Graduate School for Neurosciences and Molecular Biosciences
Universität Heidelberg Heidelberg Graduate School of Mathematical and Computational Methods for the Sciences
Universität Heidelberg The Hartmut Hoffmann-Berling International Graduate School of Molecular and Cellular Biology
Friedrich-Schiller-Universität Jena Jena School for Microbial Communication
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Graduate School for Integrated Studies of Human Development in Landscapes
Universität Konstanz Konstanz Research School „Chemical Biology“
Universität Leipzig Building with Molecules and Nano-Objects
Universität zu Lübeck Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences
Universität Mainz Materials Science in Mainz
Universität des Saarlandes Saarbrücken Graduate School of Computer Science
Universität Stuttgart Graduate School for advanced Manufacturing Engineering in Stuttgart (GSaME)
Universität Ulm International Graduate School in Molecular Medicine Ulm

Exzellenzcluster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecherhochschule (alphabetisch nach Ort) Titel des Exzellenzclusters
RWTH Aachen Tailor-Made Fuels From Biomass (Maßgeschneiderte Kraftstoffe aus Biomasse)
Freie Universität Berlin/Humboldt-Universität zu Berlin Topoi. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations
Freie Universität Berlin Languages of Emotion (2007–2014)[13]
Humboldt-Universität Berlin / Freie Universität Berlin NeuroCure: Towards a Better Outcome of Neurological Disorders
Technische Universität Berlin Unifying Concepts in Catalysis
Universität Bielefeld Center of Excellence Cognitive Interaction Technology
Universität Bremen MARUM – The Ocean in the Earth System
Technische Universität Darmstadt Smart Interfaces: Understanding and Designing Fluid Boundaries[14]
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Engineering of Advanced Materials – Hierarchical Structure Formation for Functional Devices
Universität Frankfurt/Main The Formation of Normative Orders (2007–2019)
Universität Freiburg Centre for Biological Signalling Studies – From Analysis to Synthesis
Universität Hamburg Integrated Climate System Analysis and Prediction
Leibniz Universität Hannover Centre for Quantum Engineering and Space-Time Research (QUEST)
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows
Christian-Albrechts-Universität Kiel Inflammation at Interfaces
Universität zu Köln Cellular Stress Responses in Aging-Associated Diseases
Westfälische Wilhelms-Universität Münster Religion and Politics in Pre-Modern and Modern Cultures
Universität des Saarlandes Multimodal Computing and Interaction[15]
Universität Stuttgart Simulation Technology
Eberhard Karls Universität Tübingen Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN)

Dritte Runde der Exzellenzinitiative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Termine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Beschreibung
1. September 2010 Einreichung der Antragsskizzen
2. März 2011 Beschlussfassung über Aufforderung zur Antragstellung
1. September 2011 Abgabe der Anträge
15. Juni 2012 Entscheidung über die Förderung
1. November 2012 Beginn der Förderung

Am 12. März 2010 veröffentlichten die DFG und der Wissenschaftsrat die Kriterien für die dritte Runde der Exzellenzinitiative. Bis zum 1. September 2010 konnten die deutsche Universitäten ihre neuen Antragsskizzen für die Exzellenzinitiative einreichen. Insgesamt nahmen 65 Universitäten dies wahr. Sie reichten 98 Voranträge auf Graduiertenschulen, 107 Anträge auf Exzellenzcluster und 22 Anträge für Zukunftskonzepte ein.[16]

Am 2. März 2011 wurden unter diesen Bewerbungen 25 Antragsskizzen von 18 Universitäten für Graduiertenschulen, 27 Antragsskizzen von 24 Universitäten für Exzellenzcluster und sieben Antragsskizzen für das Zukunftskonzept ausgewählt, für die bis 1. September 2011 Vollanträge einzureichen waren. Bereits in der ersten und zweiten Runde der Exzellenzinitiative genehmigte Projekte waren automatisch aufgerufen, Fortsetzungsanträge zu stellen.[17] In der dritten Förderlinie, dem Zukunftskonzept, wurden – neben den bereits in den ersten beiden Runden genehmigten Zukunftskonzepten – die Humboldt-Universität zu Berlin, Ruhr-Universität Bochum, Universität Bremen, Technische Universität Dresden, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Universität zu Köln und die Eberhard Karls Universität Tübingen ausgewählt.[18]

Eine gemeinsame Kommission aus Vertretern der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrates der Bundesregierung bewertete bis zum Juni 2012 die Vollanträge. Die gemeinsame Kommission gab Empfehlungen an den Bewilligungsausschuss weiter, dem neben den Mitgliedern der Kommission auch die für Wissenschaft zuständigen Minister des Bundes und der Länder angehörten[17]. Der Ausschuss entschied daraufhin, welche Anträge bis Ende 2017 mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro gefördert werden. Die Mittel werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent von den Ländern bereitgestellt.[19]

Am 15. Juni 2012 gab der Ausschuss aus Bund und Ländern die elf Universitäten bekannt, die sich bis zur Entscheidung in der ersten Runde der Exzellenzstrategie am 19. Juli 2019 mit dem Titel Elite-Universität bezeichnen durften. Die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universität Bremen, die Technische Universität Dresden, die Universität zu Köln und die Eberhard Karls Universität Tübingen wurden neu benannt, während die RWTH Aachen, die Freie Universität Berlin, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, die Universität Konstanz sowie die beiden Münchener Universitäten (Technische Universität München und Ludwig-Maximilians-Universität München) den Elite-Status verteidigen konnten. Hingegen verloren die Universität Freiburg, die Georg-August-Universität Göttingen sowie das Karlsruher Institut für Technologie in dieser Runde den Titel wieder.[20]

Die elf mit dem „Gütesiegel“ versehenen Universitäten liegen in sechs Ländern: Bayern (2), Baden-Württemberg (3), Nordrhein-Westfalen (2), Sachsen (1), Bremen (1) und Berlin (2).

Zehn Länder gingen leer aus. Außer den Nord-Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern konnten Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland in der dritten Runde keine „Exzellenz-Universität“ aufweisen.[21]

Seit 2007 waren damit insgesamt sechs Universitäten durchgängig in allen Förderlinien der Exzellenzinitiative und -strategie erfolgreich: Technische Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, RWTH Aachen, Freie Universität Berlin, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Universität Konstanz.[22]

Zukunftskonzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Wissenschaftsrat[23]

Name der Hochschule (alphabetisch nach Ort) Titel des Zukunftskonzeptes
RWTH Aachen RWTH 2020: Meeting Global Challenges
Freie Universität Berlin International Network University
Humboldt-Universität zu Berlin Bildung durch Wissenschaft
Universität Bremen Ambitioniert und agil
Technische Universität Dresden Die Synergetische Universität
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Heidelberg: Realising the Potential of a Comprehensive University
Universität zu Köln Die Herausforderung von Wandel und Komplexität annehmen
Universität Konstanz Modell Konstanz − towards a culture of creativity
Ludwig-Maximilians-Universität München LMUexcellent: Working brains − Networking minds − Living knowledge − 2006
Technische Universität München TUM. The Entrepreneurial University − 2006
Eberhard Karls Universität Tübingen Research − Relevance − Responsibility

Graduiertenschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecherhochschule (alphabetisch nach Ort) Titel der Graduiertenschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Aachener Graduiertenschule für computergestützte Natur- und Ingenieurwissenschaften
Otto-Friedrich-Universität Bamberg Bamberger Graduiertenschule für Sozialwissenschaften
Universität Bayreuth Bayreuther Internationale Graduiertenschule für Afrikastudien
Freie Universität Berlin Graduiertenschule für Nordamerikastudien
Freie Universität Berlin Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies
Freie Universität Berlin Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien
Freie Universität Berlin Graduiertenschule für Ostasienstudien
Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin Berlin-Brandenburg Schule für Regenerative Therapien
Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin Berliner Graduiertenschule für Integrative Onkologie
Humboldt-Universität zu Berlin Berlin School of Mind and Brain
Humboldt-Universität zu Berlin Graduiertenschule für Analytical Sciences Adlershof
Technische Universität Berlin Berlin Mathematical School
Universität Bielefeld Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS)
Ruhr-Universität Bochum Ruhr University Research School Plus
Universität Bremen Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)
Technische Universität Darmstadt Computational Engineering
Technische Universität Darmstadt Darmstädter Graduiertenschule für Energiewissenschaft und Energietechnik
Technische Universität Dresden Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengineering
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Graduiertenschule für Fortschrittliche Optische Technologien
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin (SGBM)
Justus-Liebig-Universität Gießen Internationales Graduiertenzentrum Kulturwissenschaften
Georg-August-Universität Göttingen Göttinger Graduiertenschule für Neurowissenschaften, Biophysik und Molekulare Biowissenschaften
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Heidelberger Graduiertenschule für fundamentale Physik
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Heidelberger Graduiertenschule der mathematischen und computergestützten Methoden für die Wissenschaften
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Die Hartmut Hoffmann-Berling Internationale Graduiertenschule für Molekular- und Zellbiologie Heidelberg
Friedrich-Schiller-Universität Jena Graduiertenschule für Mikrobielle Kommunikation – Jena
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Karlsruhe School of Optics and Photonics (KSOP)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Karlsruhe School of Elementary Particle and Astroparticle Physics: Science and Technology (KSETA)
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Integrierte Studien zur menschlichen Entwicklung in Landschaften
Universität zu Köln Graduiertenschule Bonn-Köln in Physik und Astronomie
Universität zu Köln a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne (AGSHC)
Universität Konstanz Konstanzer Graduiertenschule Chemische Biologie
Universität Konstanz Graduiertenschule für Entscheidungswissenschaften
Johannes Gutenberg-Universität Mainz Materialwissenschaft IN MainZ
Universität Mannheim Graduiertenschule in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: Empirische und quantitative Methoden
Ludwig-Maximilians-Universität München Graduiertenschule für Systemische Neurowissenschaften
Ludwig-Maximilians-Universität München Graduiertenschule für Quantitative Biowissenschaften München (QBM)
Ludwig-Maximilians-Universität München Ferne Welten: Altertumswissenschaftliches Kolleg München
Ludwig-Maximilians-Universität München und Universität Regensburg Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien
Technische Universität München International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE)
Universität des Saarlandes Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik
Universität Stuttgart Graduiertenschule für Advanced Manufacturing Engineering
Eberhard-Karls-Universität Tübingen Graduiertenschule LEAD (Learning, Educational Achievement, and Life Course Development)
Universität Ulm Internationale Graduiertenschule für Molekulare Medizin Ulm (IGradU)
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg Graduiertenschule der Lebenswissenschaften

Exzellenzcluster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecherhochschule (alphabetisch nach Ort) Titel des Exzellenzclusters
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Maßgeschneiderte Kraftstoffe aus Biomasse
Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin NeuroCure – neue Perspektiven in der Therapie neurologischer Erkrankungen
Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin Topoi – Die Formation und Transformation von Raum und Wissen in den antiken Kulturen
Humboldt-Universität zu Berlin Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor
Technische Universität Berlin Unifying Concepts in Catalysis
Universität Bielefeld Kognitive Interaktionstechnologie
Ruhr-Universität Bochum RESOLV (Ruhr Explores Solvation) – Verständnis und Design lösungsmittelabhängiger Prozesse
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Mathematik: Grundlagen, Modelle, Anwendungen
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ImmunoSensation: Das Immunsensorische System
Universität Bremen Der Ozean im Erdsystem – MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften
Technische Universität Chemnitz Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen – MERGE
Technische Universität Dresden Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD)
Technische Universität Dresden Center for Advancing Electronics Dresden (cfAED)
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Universität zu Köln Exzellenzcluster für Pflanzenwissenschaften – von komplexen Eigenschaften zu synthetischen Modulen
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Neue Materialien und Prozesse – Hierarchische Strukturbildung für funktionale Bauteile
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Dynamik Makromolekularer Komplexe
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Die Herausbildung normativer Ordnungen
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und Justus-Liebig-Universität Gießen Kardiopulmonales System
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau BIOSS Zentrum für Biologische Signalstudien – von der Analyse zur Synthese
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau BrainLinks – BrainTools
Georg-August-Universität Göttingen Mikroskopie im Nanometerbereich und Molekularphysiologie des Gehirns
Universität Hamburg Integrierte Klimasystemanalyse und -vorhersage
Universität Hamburg The Hamburg Centre for Ultrafast Imaging (CUI): Struktur, Dynamik und Kontrolle von Materie auf atomarer Skala
Medizinische Hochschule Hannover REBIRTH – Von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Zelluläre Netzwerke: Von der Analyse molekularer Mechanismen zum quantitativen Verständnis komplexer Funktionen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Asien und Europa im globalen Kontext: Die Dynamik der Transkulturalität
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Ozean der Zukunft
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Entzündungen an Grenzflächen
Universität zu Köln Zelluläre Stressantworten bei Alters-assoziierten Erkrankungen
Universität Konstanz Kulturelle Grundlagen von Integration
Johannes Gutenberg-Universität Mainz Präzisionsphysik, Fundamentalkräfte und Struktur der Materie
Ludwig-Maximilians-Universität München Nanosystem Initiative München (NIM)
Ludwig-Maximilians-Universität München Zentrum für Integrierte Proteinforschung (CIPSM)
Ludwig-Maximilians-Universität München Münchner Zentrum für fortgeschrittene Photonik (MAP)
Ludwig-Maximilians-Universität München Cluster für Systemneurologie – München
Technische Universität München Origin and Structure of the Universe – The Cluster of Excellence for Fundamental Physics
Westfälische Wilhelms-Universität Münster Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne
Westfälische Wilhelms-Universität Münster Cells in Motion – CiM: Visualisierung und Verstehen zellulären Verhaltens in lebenden Organismen
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Hören für alle: Modelle, Technologien und Lösungsansätze für Diagnostik, Wiederherstellung und Unterstützung des Hörens
Universität des Saarlandes Multimodal Computing and Interaction. Robust, Efficient and Intelligent Processing of Text, Speech, Visual Data and High Dimensional Representations
Universität Stuttgart Simulationstechnik
Eberhard-Karls-Universität Tübingen Kontrolle von Mikroorganismen zur Bekämpfung von Infektionen (CMFI)
Eberhard-Karls-Universität Tübingen Image-guided and Functionally Instructed Tumor Therapies (iFIT)
Eberhard-Karls-Universität Tübingen Maschinelles Lernen für die Wissenschaft

Ein anderes Modell – Die Sächsische Exzellenzinitiative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Freistaat Sachsen erhielten in der ersten Phase lediglich die Technische Universität Dresden für eine Graduiertenschule und einen Exzellenzcluster sowie die Universität Leipzig für eine Graduiertenschule Förderung aus der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern.

Die Sächsische Regierung hat im März 2007 beschlossen, ihre vier Universitäten mit zusätzlichen 110 Millionen Euro bis 2013 aus Geldern des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung in der Spitzenforschung zu fördern. Dabei soll vor allem die Nano- und Mikroelektronik in der Forschung unterstützt werden. Die bisher bewilligten Anträge beziehen sich auf das Forschungsfeld Biotechnologien. Vor allem in Dresden wird auf die enorme Forschungsförderung in konkurrierenden Regionen der Mikroelektronik wie Albany (New York) und Grenoble verwiesen.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die fünf deutschen Top-Universitäten haben im Shanghai-Ranking seit dem Beginn der Exzellenzinitiative geringfügig zugelegt.

Qualitätsverlust, Nachteile für „Nicht-Elite-Universitäten“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Hochschullandschaft würde nach Ansicht von Kritikern gespalten. Die Arbeit der Universitäten, die nicht das Siegel „Exzellenz-Universität“ erhalten, werde durch die nun bestehende Hierarchie zwischen „Elite“ und „Nicht-Elite“ erschwert. Studenten und Professoren könnten die „Elite“-Universitäten gegenüber den „normalen“ bevorzugen. Neben der geringeren Versorgung gewöhnlicher Hochschulen mit staatlichem Geld haben sie es auch schwerer, Drittmittel einzuwerben. Die GEW befürchtet, dass die nötige Grundfinanzierung nicht mehr ausreichend gegeben ist.[24] In der Breite führe das zu einem Qualitätsverlust in der deutschen Hochschullandschaft. Die Frankfurter Rundschau schrieb dazu nach der dritten Runde der Vergabe: „Doch der Wettbewerb um milliardenschwere Fördertöpfe und das Bemühen, Hochschulen in effiziente Organisationen zu verwandeln und sie wie Wirtschaftsunternehmen auf dem Weltmarkt der Forschung zu positionieren, hat seinen Preis: Im Schatten der Sieger steht nun eine Gruppe von Verlierern, denen nach und nach die Argumente für ihre Existenz ausgehen könnten. Sie haben das Nachsehen, obwohl sie für eine exzellente Ausbildung der 2,2 Millionen Studenten in Deutschland dringend gebraucht werden. Das ist das Negative.“[25][26]

Stärkung der Forschung, Schwächung der Lehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Exzellenzinitiative stehen für den Förderzeitraum von 2006 bis 2017 insgesamt 4,6 Milliarden Euro, (erste Runde 1,9 Milliarden Euro, zweite Runde 2,7 Milliarden Euro) zur Verfügung. Demgegenüber sind für das Programm „Qualitätspakt Lehre“ von 2011 bis 2020 lediglich rund 2 Milliarden Euro vorgesehen. Kritiker sehen darin eine schon in den 1980er-Jahren begonnene Entwicklung fortgesetzt, in deren Folge die deutschen Hochschulen bei ständig wachsenden Studierendenzahlen finanzielle Zuwächse nur noch selektiv für ausgewählte Bereiche der Forschungsförderung (Drittmittel) erhalten. Die Finanzierung für Studium und Lehre sei im Wesentlichen eingefroren worden.

Die Konkurrenz zwischen den Universitäten in Deutschland, in Europa und weltweit nehme, so die Kritik, durch derlei Initiativen zu. Dies führe letztendlich zu einer Aufteilung der Bildungslandschaft in ein „Zwei-Klassen-Hochschulsystem“, indem zwischen „Elite“ und „Masse“ unterschieden werde: Auf der einen Seite stehe die elitäre Spitzenforschung für Master-Studierende; auf der anderen eine Massenausbildung in Form des Bachelors, der dem Wunsch nach schnellstmöglicher Ausbildung für den Arbeitsmarkt Rechnung trage. Im Vergleich zur Qualität der Forschung spiele die Qualität der Lehre eine verschwindend geringe Rolle.

Kurzfristige Planung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Beispiel des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Universität Göttingen, die den Status in der ersten beziehungsweise zweiten Runde erhielten und in der dritten entzogen bekamen, sehen Kritiker die Planungsunsicherheit für die Hochschulen dokumentiert: Der Status einer Exzellenzuniversität konnte nach dem für eine nachhaltige Entwicklung kurzen Zeitraum von fünf Jahren entzogen werden, obwohl die Konzepte noch in der Umsetzung steckten und die Qualität in Forschung und Lehre – sofern überhaupt messbar – nicht nachgelassen hatte.

Das Karlsruher Institut für Technologie scheiterte nicht wegen seines „von der Fachwelt hochgelobten“[27] Zukunftskonzepts, sondern weil es der Universität in den ersten fünf Jahren nicht gelungen war, einen Cluster (disziplinübergreifenden Forschungs-Verbund) zu etablieren, der als förderungswürdig angesehen wurde. Das bedeutete ohne zweite Säule aber keinen Aufstieg zur Exzellenzuniversität. Gerade der Karlsruher Verbund von Universität und Helmholtz-Zentrum galt bundesweit als herausragendes Modell, da die Bundesregierung (Kabinett Merkel II) Spitzenforschung wieder in die Universitäten holen wollte.

Zu den entschiedenen Kritikern der Exzellenzinitiative gehört der Jurist und Wissenschaftspolitiker George Turner.[21][28]

„Die Vermischung von Urteilen über erbrachte Leistungen und darauf aufbauenden Anträgen und Szenarien von Verwaltungshandeln führt zu unsachlichen Ergebnissen. Das wird nach dem Ende der Förderungsdauer im Jahr 2017 zu einer verfestigten Schieflage des deutschen Universitätssystems führen. Damit wird mehr Unheil angerichtet als durch die absurdesten Vorhaben in den 1970er Jahren.[29]

George Turner

Evaluation der Exzellenzinitiative durch eine internationale Kommission[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2014 wurde eine zehnköpfige[30] Internationale Expertenkommission zur Evaluierung der Exzellenzinitiative (IEKE)[31] unter der Leitung des Schweizer Umweltphysikers und Wissenschaftsmanagers Dieter Imboden eingesetzt, die die Exzellenzinitiative im Auftrag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) evaluiert hat. Die Kommission sollte vor allem herausfinden, ob die forschungspolitischen Ziele der Initiative erreicht worden sind, also etwa die internationale Sichtbarkeit der Universitäten zu erhöhen. Dabei hat die Kommission unter anderem Rektoren von Universitäten befragt, die erfolgreich und auch nicht erfolgreich Anträge gestellt hatten, um auch indirekte Effekte zu erkennen. Die Geschäftsstelle der Kommission befand sich am „Berliner Institut für Innovation und Technik“. Neben Imboden waren folgende Wissenschaftler Mitglieder der Kommission: Elke Lütjen-Drecoll (stellvertretende Vorsitzende), Swantje Bargmann, Marie-Louise Bech Nosch, Gerhard Casper, Simon Gächter, Christoph Kratky, Klara Nahrstedt, Felicitas Pauss und Daniel Scheidegger.[32] Imboden war bis Ende 2012 Präsident des Schweizerischen Nationalfonds.

Die Kommission legte ihren abschließenden Bericht im Januar 2016 vor.[33] Die bisherige Förderung im Rahmen der Exzellenzinitiative bewertete sie als insgesamt erfolgreich und sprach für die Fortsetzung der Exzellenzinitiative die folgenden Empfehlungen aus:

  • die Abschaffung der Förderung von Graduiertenschulen,[34] da die etablierten Mechanismen der Nachwuchsförderung sich mittlerweile als ausreichend erwiesen hätten;
  • die Abschaffung der Förderung von Zukunftskonzepten, um die Universitäten zu entlasten, die bisher zur Abfassung elaborierter Veränderungspläne gezwungen waren;
  • die Zusammenführung der bisherigen Förderlinien auf zwei, nämlich die Förderung thematischer Exzellenzcluster sowie die direkte Ausschüttung einer Exzellenzprämie von etwa 15 Millionen Euro an die jeweils besten zehn Universitäten.

Grundzüge der 2019 anschließenden Exzellenzstrategie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Mitte 2019 an wurde gemäß einer von Bund und Ländern 2016 getroffenen Vereinbarung die Exzellenzinitiative durch eine Exzellenzstrategie abgelöst, die eine Reihe von Änderungen vornahm:[35]

  • die Förderung der Universitäten, die am 19. Juli 2019 den Exzellenzstatus erhalten, ist auf sieben Jahre angelegt und soll danach evaluiert werden, statt einem neuen Wettbewerb ausgesetzt zu sein. Sollte keine der gegenwärtig geförderten Universitäten den Exzellenzstatus verlieren, könnten bis zu 15 Universitäten im Rahmen der Exzellenzstrategie Fördermittel erhalten.
  • Auswahlkriterium für die Förderung sind nur noch die vorgelegten Clusteranträge, von denen 45 bis 50 gefördert werden sollen. Zur Erlangung des Exzellenzstatus muss die einzelne Universität nunmehr mindestens mit zwei Clustern erfolgreich sein; Universitätsverbünde, wie sie in Berlin von der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Technischen Universität gebildet werden, müssen mit mindestens drei Clustern reüssieren, jede der beteiligten Universitäten mit mindestens einem.
  • Die jährliche Förderung für einzelne Universitäten soll im Rahmen der Exzellenzstrategie zehn bis 15 Millionen Euro betragen, für Verbünde 15 bis 28 Millionen Euro. Das Fördervolumen ab 2019 beträgt insgesamt 533 Millionen Euro.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Marzlin: Die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern auf dem verfassungsrechtlichen Prüfstand (= Kölner Schriften zu Recht und Staat. Bd. 58.) PL Academic Research, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-631-67063-7 (Dissertation, Universität Bonn 2015, 279 Seiten).
  • Gerhard Wagner: Does excellence matter? Eine wissenschaftssoziologische Perspektive. In: Soziologie. Nr. 1, 2007, S. 7–20.
  • Michael Hartmann: Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel in der deutschen Hochschulpolitik. In: Leviathan. Nr. 4, 2006, S. 447–465.
  • Stephan Leibfried: Die Exzellenzinitiative: Zwischenbilanz und Perspektiven, hg. für die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Exzellenzinitiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Frankfurt am Main, New York 2010, ISBN 978-3-593-39264-6
  • Annett Mängel: Elitäre Exzellenz. Blätter für deutsche und internationale Politik, 12/2007, S. 1416–1419.
  • Richard Münch: Die akademische Elite. Zur sozialen Konstruktion wissenschaftlicher Exzellenz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-12510-6.
  • Richard Münch: Wissenschaft im Schatten von Kartell, Monopol und Oligarchie. Die latenten Effekte der Exzellenzinitiative. In: Leviathan. Nr. 4, 2006, S. 466–486.
  • Michael Sondermann, Dagmar Simon, Anne-Marie Scholz, Stefan Hornbostel: „Die Exzellenzinitiative: Beobachtungen aus der Implementierungsphase“ (PDF; 1,8 MB), iFQ-Working Paper No. 5, Dezember 2008

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Von exzellenten Leuchttürmen in einer Bildungswüste. In: Liste der Studiengangs-Aktiven. 2012, auf LiSA-Bremen.de, abgerufen am 13. Februar 2017.
  2. Peer Pasternack: Die Exzellenzinitiative als politisches Programm. Fortsetzung der normalen Forschungsförderung oder Paradigmenwechsel?, in: Roland Bloch/Andreas Keller/André Lottmann/Carsten Würmann (Hg.), Making Excellence. Grundlagen, Praxis und Konsequenzen der Exzellenzinitiative, W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2008, S. 2
  3. siehe http://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2010/info_wissenschaft_10_13/index.html
  4. siehe Seite des BMBF über die Exzellenzstrategie, abgerufen am 29. September 2016.
  5. Förderlinie Exzellenzcluster: Gesamtliste der zur Antragstellung aufgeforderten Projekte (Ergebnisse der Sitzung des Expertengremiums am 27. und 28. September 2017) [1], abgerufen am 3. Oktober 2017.
  6. Matthias Kölbel: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als wissenschaftspolitischer Akteur, In: Handbuch Wissenschaftspolitik, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden (2016)
  7. Wer wird "Exzellenzuni"? Abgerufen am 9. Dezember 2019.
  8. a b Die in der Exzellenzinitiative geförderten Projekte im Filmporträt in der DFG-Mediathek, abgerufen am 3. April 2017 (Memento vom 13. März 2017 im Internet Archive)
  9. Jan Friedmann: Knatsch bei Elite-Auswahl. In: Spiegel Online. 13. Oktober 2006, abgerufen am 23. November 2006.
  10. Bundesministerium für Bildung und Forschung: „Exzellenzinitiative“ (Memento vom 26. Juni 2015 im Internet Archive), Abschnitt Graduiertenschulen
  11. Jochen Leffers: Elite-Unis: Jubel in den Südstaaten. In: Spiegel Online. 19. Oktober 2007, abgerufen am 27. Februar 2015.
  12. DFG Pressemitteilung zur Entscheidung der zweiten Runde der Exzellenzinitiative Pressemitteilung Nr. 65, 19. Oktober 2007 – Zweite Runde in der Exzellenzinitiative entschieden (Memento vom 24. Januar 2009 im Internet Archive)
  13. zeitliche Begrenzung siehe Archivlink (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive) unter Exzellenzcluster
  14. CSI (Memento vom 13. Juni 2011 im Internet Archive)
  15. MMCI (Memento des Originals vom 11. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mmci.uni-saarland.de
  16. Süddeutsche Zeitung:Fahrplan des Uni-Wettbewerbs Stand:2. November 2010 abgerufen am 28. November 2010 (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
  17. a b Deutsche Forschungsgesellschaft: „Erste Entscheidungen in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder“
  18. Ergebnis der Sitzung der Gemeinsamen Kommission Exzellenzinitiative am 2. März 2011, abgerufen am 2. März 2011 (PDF; 30 kB)
  19. Technische Universität Dresden Termine: „15. Juni 2012: Förderentscheidungen 2012–2017“ (Memento vom 9. Januar 2012 im Internet Archive)
  20. Entscheidung über Exzellenzinitiative: Fünf Neue im Kreis der Elite-Unis. In: tagesschau.de. 15. Juni 2012, archiviert vom Original am 15. Juni 2012; abgerufen am 15. Juni 2012.
  21. a b George Turner: Exzellenz und was sonst? In: Handelsblatt. 19. Juni 2012.
  22. Profil - Über die Universität Konstanz. In: www.uni-konstanz.de. 21. April 2021, abgerufen am 13. Juli 2023.
  23. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Wissenschaftsrat: Ergebnis der Sitzung des Bewilligungsausschusses am 15. Juni 2012 (PDF; 48 kB)
  24. Kristina Beer: Hochschulen: GEW mahnt solide Grundfinanzierung an, Exzellenzinitiative sei „falscher Ansatz“. In: Heise online. 28. Januar 2016, abgerufen am 13. Februar 2017.
  25. Katja Irle: Exzellenzinitiative: Konzentration auf die Lehre.@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.berliner-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Frankfurter Rundschau. 15. Juni 2012, auf FR-online.de, abgerufen am 13. Februar 2017.
  26. Marlene Nowotny: Forschungspolitik: Eliteunis bringen Qualitätsverlust. (Memento des Originals vom 3. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/science.orf.at In: Österreichischer Rundfunk. 30. November 2012, auf Science.ORF.at, abgerufen am 13. Februar 2017.
  27. Elf Universitäten erhalten Elitestatus. In: Augsburger Allgemeine. 16. Juni 2012, abgerufen am 13. Februar 2017.
  28. George Turner: Exzellenzinitiative – Eine Sackgasse für die Universitäten. Trillium Immunologie 4 (2020), S. 218–222.
  29. Neu-Humboldt’sche Elite-Universitäten. (Memento des Originals vom 14. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burschenschaft.de Abschnitt Ungenügende Maßnahmen. 7. September 2016, auf Burschenschaft.de, abgerufen am 13. Februar 2017.
  30. Die Mitglieder der Internationalen Expertenkommission zur Evaluierung der Exzellenzinitiative. In: Pressemappe IEKE. Institut für Innovation und Technik (IIT), auf iit-Berlin.de. In: www.iit-berlin.de. Archiviert vom Original; abgerufen am 3. Dezember 2021.
  31. IEKE.info (Memento vom 3. Februar 2016 im Internet Archive) war die ehemalige Website der Internationalen Expertenkommission. Verweist auf VDI/VDE-IT, abgerufen am 13. Februar 2017.
  32. Evaluation der Exzellenzinitiative startet. In: Pressemitteilung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK). (PDF) In: GWK-Bonn.de. Archiviert vom Original am 4. Februar 2016; abgerufen am 3. Dezember 2021.
  33. DFG begrüßt „Imboden-Bericht“ zur Exzellenzinitiative. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Pressemitteilung Nr. 3, 29. Januar 2016, auf DFG.de, abgerufen am 13. Februar 2017.
  34. Ute Welty: Bilanz der Exzellenzinitiative – Keine Eins mit Sternchen. Auf Tagesschau.de, 22. April 2016, abgerufen am 13. Februar 2017.
  35. Der Tagesspiegel, 27. September 2017, S. 22: Auf zu neuer Exzellenz.