Franz Josef Wagner

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Franz Josef Wagner (* 7. August 1943 in Olmütz) ist ein deutscher Boulevard-Journalist, Kolumnist und Schriftsteller. Seit 2001 schreibt er die Kolumne Post von Wagner bei Bild.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wagner wurde während des Zweiten Weltkrieges in Olmütz im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren als Kind Sudetendeutscher geboren. Nach der Vertreibung wuchs er als Sohn einer Handarbeitslehrerin in Regensburg auf, wo er Sänger im Chor der Domspatzen war. Sein Vater, ein Lehrer, kehrte 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Wagner besuchte eine Klosterschule, bestand jedoch die Abiturprüfung nicht und verließ die Schule ohne Abschluss.[1] Danach hatte er einige Jahre Gelegenheitsjobs in Genf (unter anderem in der Flaschenrückgabe bei Migros)[2] und Paris, bevor er ein Volontariat bei der Nürnberger Zeitung begann.

Anfang der 1960er Jahre arbeitete Wagner als Reporter für die Bild-Redaktion in München. Dort lernte er im Schelling-Salon den späteren RAF-Terroristen Andreas Baader kennen, mit dem er sich anfreundete.[3] Nachdem Baader zum Terroristen wurde, verschwieg Wagner die Freundschaft für lange Zeit.[2] Zu Beginn seiner Karriere schrieb Wagner für die Medienagentur von Josef von Ferenczy.[4] Ab 1966 arbeitete Wagner beim Axel-Springer-Verlag in Hamburg, unter anderem als Kriegsberichterstatter aus dem Jom-Kippur-Krieg und Chefreporter für Bild. Für die Zeitschrift Jasmin berichtete er aus dem Vietnamkrieg. Nachdem sein erstes Buch Das Ding ein Bestseller wurde, arbeitete Wagner als Autor, Ghostwriter und freier Reporter für Bild.[2]

1988 wechselte Wagner zum Hubert-Burda-Verlag in München.[5] Er war ab 1989 für die Illustrierte Bunte tätig und war von 1990 bis 1992 und 1993 bis 1996 deren Chefredakteur.[6] Dort entwickelte er zusammen mit Günter Prinz auch die Zeitschriften Elle und Superillu. 1991 folgte die Boulevardzeitung Super!, deren erster Chefredakteur er wurde.[7] Sie war als für Ostdeutschland konzipierte Konkurrenz zu Bild gedacht, wurde aber nach einem Jahr wieder eingestellt. Die Schlagzeile Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen vom 3. Mai 1991, dem zweiten Erscheinungstag, sorgte für Aufsehen. Medien bezeichneten die Zeitung als „Revolverblatt“.[8][9]

1996 druckte die Bunte unter Wagner ein von Günter Stampf geführtes, in weiten Teilen erfundenes Interview mit Tom Cruise über dessen angebliche Zeugungsunfähigkeit.[10] Cruise verklagte Burda auf 90 Millionen Mark, ließ die Klage jedoch fallen, nachdem mehrere Manager des Verlags bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren.[11] Das von Wagner ab 1996 betreute Illustriertenprojekt Korsika[12] wurde nach einer Nullnummer eingestellt.[13] 1997 verließ Wagner den Burda-Verlag.[14] Ein Angebot von Springer-Chef Peter Tamm, Bild-Chefredakteur zu werden, hatte er abgelehnt.[15]

Im Juli 1998 kehrte Wagner zurück zu Springer Verlag und wurde Chefredakteur von B.Z. und B.Z. am Sonntag.[6][16] Dort engagierte er unter anderem Walter Mayer und den Schriftsteller Christian Kracht.[13] Im Jahr 2000 verlor er diesen Posten, nachdem er gegenüber Franziska van Almsick ehrverletzende Töne angeschlagen hatte: Die Schlagzeile auf der Titelseite lautete Franzi van Speck – als Molch holt man kein Gold.[17][18][19][20] Seit Anfang 2001 ist Wagner „Chefkolumnist“ beim Springer-Verlag, eine Position, die unter dem neuen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann eigens für ihn geschaffen wurde.[19]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wagner ist verheiratet und hat eine Tochter.[21] Er lebt in Berlin-Charlottenburg[22] und ist römisch-katholisch.[23]

Bücher und Kolumnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Schriftsteller verfasste Wagner vier Romane und eine Autobiographie. Er schrieb als Ghostwriter seit den 1980er-Jahren für Bücher von Udo Jürgens,[24] Franz Beckenbauer und Boris Becker.[25]

Von 1999 bis 2005 schrieb er die Kolumne Wagners Welt in der Welt am Sonntag. Die erste Bild-Kolumne Post von Wagner erschien am 2. Januar 2001 und war an den Bundeskanzler Gerhard Schröder gerichtet.[26] Die Kolumne, die montags bis freitags auf Seite 2 der Bild erscheint, hat jeweils einen Adressaten und endet mit den Worten „Herzlichst, Ihr F. J. Wagner“. Für die Kolumne erhielt Wagner 2002 den vom Bauer-Verlag verliehenen Journalistenpreis Goldene Feder in der Kategorie „Print“.[25] 2011 schrieb Wagner eine an Deniz Yücel gerichtete Gastkolumne in der taz.[27] Seine Kolumne gibt Wagner einer Sekretärin in der Bild-Redaktion per Telefon durch.[2]

Rezeption und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein charakteristischer Stil brachte Wagner den Spitznamen „Gossen-Goethe“ ein.[7][28][29][30] Der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher bezeichnete ihn als „Volksschriftsteller“.[23] Der Kolumnist Jan Fleischhauer bezeichnete Wagner 2020 als sein Vorbild.[31]

Das Satiremagazin Titanic bezeichnete Wagner als „Gaga-Kolumnisten“.[32] Der Stern-Chefredakteur Werner Funk bezeichnete Wagner als „Lügen-Wagner“.[14] Sein Führungsstil in der B.Z.-Redaktion wurde als chaotisch beschrieben und führte zu Kündigungen.[33] Die ihm kritisch gegenüberstehende taz schrieb zu seinem 60. Geburtstag: „Er gilt als cholerisch, viril, impulsiv, reaktionär, hysterisch, zynisch, chaotisch, mithin unerträglich.“[34] Häufige Kritik erhält Wagner im Bildblog und von dessen ehemaligem Betreiber Stefan Niggemeier.[35]

2009 wurde er wegen einer Beleidigung gegenüber Eva Herman durch zwei Instanzen zu Schadensersatz in Höhe von 10.000 Euro verurteilt. Anlässlich ihrer vielfach kritisierten Äußerungen zur Familienpolitik der Nationalsozialisten hatte er die Fernsehmoderatorin in seiner Bild-Kolumne als „dumme Kuh“ bezeichnet.[36] Im Januar 2014 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass es nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sei, Gabriele Pauli als „durchgeknallte Frau“ zu bezeichnen.[37]

Künstlerische Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ghostwriter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Udo Jürgens: Smoking und Blue Jeans – Jahre eines Traumtänzers. Lübbe, Bergisch Gladbach 1984, ISBN 3-7857-0378-3
  • Franz Beckenbauer: Ich – Wie es wirklich war. C. Bertelsmann, München 1992, ISBN 3-570-02079-7
  • Boris Becker: Augenblick, verweile doch … Bertelsmann, München 2003, ISBN 3-570-00780-4

Autobiographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liebe Lehrer, liebe Eltern. In: Bild, 5. Januar 2008.
  2. a b c d Paul Ronzheimer: Franz Josef Wagner. Ein Abend mit der Journalisten-Legende. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  3. Klaus Stern, Jörg Herrmann: Andreas Baader: das Leben eines Staatsfeindes. Deutscher Taschenbuch Verlag, 2007, ISBN 978-3-423-24584-5, S. 50 (google.de [abgerufen am 14. August 2021]).
  4. Der erste Medienmanager Josef von Ferenczy wird 90. 27. Februar 2010, abgerufen am 26. Januar 2024.
  5. Franz Josef Wagner im Munzinger-Archiv, abgerufen am 6. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  6. a b Franz Josef Wagner, kress.de
  7. a b Presse: Depp der Deppen, Burdas Revolverblatt Super ist drauf und dran, die Bild-Zeitung in Ostdeutschland zu überholen., spiegel.de, 39/1991, 23. September 1991
  8. Tod in Bernau und die „Super!“-Zeitung: Das Gespenst der Einheit, tagesspiegel.de, 3. Mai 2011
  9. „Ewig währender Zeitungskrieg“, spiegel.de, Der Spiegel 24/1991, 10. Juni 1991
  10. Peter Köpf: Die Burdas. Europa-Verlag, 2002, ISBN 978-3-203-79145-6, S. 285 (google.de [abgerufen am 14. August 2021]).
  11. Wagner, Brief an Deutschland, S. 90 ff.
  12. Drei Träume. In: Der Spiegel. 15. September 1996, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. April 2023]).
  13. a b Kim Bönte: Enten vom Chef. Abgerufen am 13. April 2023.
  14. a b „Lügen-Wagner“ verläßt Burda. In: Die Tageszeitung: taz. 6. Oktober 1997, ISSN 0931-9085, S. 14 (taz.de [abgerufen am 14. August 2021]).
  15. Sibylle Zehle: Der geläuterte Teufel. In: Die Zeit. 24. Oktober 1997, abgerufen am 16. August 2021.
  16. Franz Josef Wagner soll Chefredakteur der BZ werden, horizont.net, 22. Juni 1998
  17. Helmut Schümann: Molch-Affäre: Folgen einer Überschrift, tagesspiegel.de, 21. September 2000
  18. Die Tiefen des Scheiterns, taz.de, 29. September 2000
  19. a b Axel Springer: „Gossen-Goethe“ wird Springer-Edelfeder, manager-magazin.de, 26. Oktober 2000
  20. Franzi-Kritiker ging baden. In: FOCUS Online. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  21. Franz Josef Wagner: Was kann ich überhaupt?, faz.net, 3. Dezember 2001
  22. Dagmar von Taube: Franz Josef Wagner: Interview mit dem „Bild“-Kolumnisten über Frauen. In: DIE WELT. 31. Juli 2015 (welt.de [abgerufen am 22. August 2021]).
  23. a b «Was auf meinem Grabstein stehen soll? Lieber du wärst tot als ich». In: Basler Zeitung. ISSN 1420-3006 (bazonline.ch [abgerufen am 19. August 2021]).
  24. Max Wellinghaus: Udo Jürgens: Kleine Anekdoten aus dem Leben eines großen Musikers. Riva Verlag, 2016, ISBN 978-3-95971-121-0 (google.de [abgerufen am 18. Juni 2021]).
  25. a b Alexander Kühn: Franz Josef Wagner – Der Großstadt-Indianer. In: Stephan Alexander Weichert, Christian Zabel (Hrsg.): Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt. Herbert von Halem Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-938258-29-3, S. 358–365, hier S. 365 [1]
  26. "Bild": Einstand der neuen Springer-Chefs. Abgerufen am 16. August 2021.
  27. Franz Josef Wagner: Gastkommentar von „BILD“-Kolumnist Franz Josef Wagner zur taz-Schlampen-Debatte: Post von Wagner an „Schlampen“-Yücel. In: Die Tageszeitung: taz. 16. Juli 2011, S. 04, abgerufen am 19. August 2021.
  28. Peer Schader: Bild dir deinen Reißwolf. In: Spiegel Online, 19. April 2006.
  29. Thomas Schuler: „Gossen-Goethe“ auf der Straße. In: Berliner Zeitung, 30. September 2000.
  30. Man nennt ihn „Gossen-Goethe“ In: Hamburger Abendblatt, 19. April 2006.
  31. How dare you. Vom Vorteil, eine eigene Meinung zu haben, wenn alle dasselbe denken, München, Siedler 2020, ISBN 978-3-8275-0140-0, S. 22.
  32. Arno Frank: Hurra, Berlin hat's gepackt. In: Titanic, Ausgabe Mai 2004.
  33. Dem Chefredakteur der "B. Z. ", Franz Josef Wagner, droht der Rauswurf: „Gossen-Goethe“ auf der Straße, Berliner Zeitung, 30. September 2000
  34. Schöner scheitern mit Franz-Josef. In: Die Tageszeitung, 7. August 2003.
  35. Suchergebnisse für ‘franz josef wagner’ In: Bildblog.
  36. Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Köln, 28. Juli 2009 (Memento vom 22. November 2009 im Internet Archive), letzter Zugriff 18. März 2020
  37. Bundesverfassungsgericht: Gabriele Pauli nicht „durchgeknallt“ In: heise online, 21. Januar 2014.
  38. Peer Schader: TV-Porträt von Franz Josef Wagner: Bild dir deinen Reißwolf, spiegel.de, 19. April 2006
  39. TV-Tipp: Wagner-Porträt im NDR, kress.de, 19. April 2006
  40. Ich bin Wagner – Du bist Deutschland, 19. November 2006
  41. Kopf und Bauch der Republik. In: tagesspiegel. 1. April 2012, abgerufen am 30. Juni 2019.
  42. Mit Essiggurken gegen Adorno. In: taz. 28. Juni 2019, abgerufen am 30. Juni 2019.
  43. Daniel Sallhoff: Philipp Walulis macht mit “Walulis Story” Schluss. 1. August 2022, abgerufen am 4. August 2023.; WALULIS | Wie schwer kann's schon sein?: Warum du keine neue Walulis Story mehr bekommst (ab 0:04:57) auf YouTube
  44. DWDL de GmbH: Micky Beisenherz: Mit Comedy-Gen zum relevanten Talk-Host. Abgerufen am 14. Dezember 2023 (englisch).
  45. 2020 in Podcasts – Was ich in einem Jahr so von der Welt gehört habe. In: Junge Medien Erfurt. 23. Dezember 2020, abgerufen am 15. Juli 2021.
  46. Micky Beisenherz: Zum 80. von „Bild“-Kolumnist Franz Josef Wagner: Letzter Verbrenner. 4. August 2023, abgerufen am 7. August 2023.
  47. Kraftklub (Ft. Tokio Hotel) – Fahr mit mir (4x4). Abgerufen am 19. Januar 2023.