Guttenberg (Adelsgeschlecht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Guttenberg (Freiherrn, Reichsritter) ist der Name eines fränkischen Adelsgeschlechts, das als „von der Plassenburg“ seit 1149 greifbar ist und zu den Ministerialen der Grafen von Andechs, Herzöge von Meranien, im Nordgau gehörte, wo es sich dann nach der vor 1320 errichteten Burg Guttenberg am Obermain benannte.

Die Guttenberg waren später Lehensträger der Burggrafen von Nürnberg sowie der Hochstifte Würzburg und Bamberg. Die Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des Hochstiftes Würzburg inne. Mit Teilen ihrer Besitzungen gehörten sie jedoch auch zur freien Reichsritterschaft. Als Reichsritter gehörten sie im Fränkischen Ritterkreis zu den Ritterkantonen Rhön-Werra (1650–1801/1802); Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750–1806) mit Kirchlauter und Kleinbardorf; Steigerwald (1700, 1790); Odenwald (17. Jahrhundert) und Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806).

1700 stieg das Geschlecht in den Reichsfreiherrnstand auf. Im Jahre 1802 wurden die Güter vom Kurfürstentum Bayern besetzt und 1804 an Preußen übertragen. Später kamen der Land- und Burgbesitz an Bayern zurück.

Wappen derer von Guttenberg

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die namensgebende Burg Guttenberg ist eine historische Spornburg.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geschlecht der Guttenberg erscheint erstmals urkundlich im Jahr 1149 mit „Gundeloh von Blassenberg“, mit dem die Stammreihe beginnt.[1] Mit dem Erwerb der Burg Guttenberg mit der Ortschaft Guttenberg im Frankenwald – vor dem Jahr 1329 erbaut – durch Heinrich von Blassenberg um 1310 wechselte der Geschlechtsname zu „von Guttenberg“. Der Lehensbesitz der Reichsritter von Guttenberg lag im Nordgau (Bayern) (heute Landkreis Kulmbach). Die Stammburg Guttenberg befindet sich bis heute im Besitz der Familie.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältere, teils legendenhafte Erwähnungen betreffen eine Gertraud von Guttenberg, die im Jahre 968 für die Durchführung der Helmschau und Helmteilung (Festlegung der Turniergruppen) bei einem Turnier in Merseburg (969) gewählt worden sein soll (möglicherweise eine Angehörige der nicht verwandten Guttenberg bei Bergzabern). Ein weiterer von Guttenberg soll 1080 an einem Turnier zu Augsburg teilgenommen haben; falls zutreffend war er jedoch ebenfalls anderer Herkunft, da die fränkischen Guttenberg diesen Namen erst ab etwa 1310 führen.[2]

Zerstörung der Burgen Alt- und Neuguttenberg im Jahr 1523[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zerstörung der Burg Alt-Guttenberg 1523

Da die Guttenberg in Franken als Helfer des Raubritters Hans Thomas von Absberg aufgetreten waren, zerstörte der Schwäbische Bund 1523 die Burgen Alt- und Neuguttenberg (auf dem Wandereisen-Holzschnitt von 1523 dargestellt).

Beteiligungen an Fehdeunternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie von Guttenberg war an folgenden Fehden beteiligt:

Verwandte Geschlechter im Adelsstand um 1500[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reichsritter von Guttenberg waren in der Zeit um 1500 mit zahlreichen gebürgischen Familien des Ritterstandes verwandt und verschwägert. (siehe Liste fränkischer Rittergeschlechter) und waren mehrheitlich Domherrn in Bamberg (siehe Bamberger Domkapitel).

Zu den Verwandten der Guttenberg zählten die Aufseß, Bibra, Giech, Hirschberg, Redwitz, Reitzenstein, Rotenhan, Sparneck, Stiebar und Streitberg. Außer diesen auch die von der Tann, Berlichingen, Hutten, Truchseß von Wetzhausen, Marschalk von Ostheim, Heldritt, Fuchs von Schweinshaupten, Ehenheim, Trautenberg, Sturmfeder, Kotzau und Lüchau.

Über die Standesgrenzen der Reichsritterschaft des niederen Adels in Franken ging die Ehe der Osanna von Guttenberg mit Wolfgang von Schwarzenberg-Seinsheim, den späteren Fürsten von Schwarzenberg.[3] Zu Anfang des 16. Jahrhunderts heiratete der bambergische Vizedom von Guttenberg in Kärnten Rosina von Graben († 1539), eine Tochter des Ulrich III. von Graben.[4]

Schwanenorden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Guttenberg waren mit Carl I. von Guttenberg Mitbegründer des 1440 gestifteten Schwanenordens, dessen Mitglied auch Kaspar von Guttenberg (um 1487–1554) war.

Neuzeit (Übersicht)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den frühen Besitzungen der Guttenberg gehörte ab 1439 das Schloss Steinenhausen, das erst 1935 verkauft wurde.

Seit 1502 bzw. 1511 gehört Schloss Kirchlauter den Guttenberg, zuletzt der Gräfin Elisabeth Stauffenberg, geborenen Freiin von und zu Guttenberg. Das heutige Barockschloss wurde 1688 bis 1698 erbaut. Der Besitz gehörte zum Ritterkanton Baunach.

Im Jahr 1695 kauften die Freiherren von Guttenberg den Besitz in Sternberg im Grabfeld (Unterfranken). Das benachbarte Sulzdorf war Bestandteil dieses Rittergutes, das 1806 durch das Großherzogtum Würzburg des Erzherzogs Ferdinand von Toskana mediatisiert wurde und mit diesem 1814 an das Königreich Bayern fiel. Schloss Sternberg blieb bis 1838 im Besitz der Guttenberg.

Die Guttenberg wurden im April 1700 von Leopold I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, in den Reichsfreiherrenstand aufgenommen und im Februar 1814 im Königreich Bayern bei der Freiherrenklasse eingeschrieben.[5]

Schlösser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orte mit Hinweisen zu den Guttenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genealogische Übersicht (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beginnend mit Hermann Freiherr von und zu Guttenberg (* 26. März 1816, † 26. April 1882) ⚭ Luise von Thurn und Taxis (* 21. Dezember 1828, † 7. Januar 1916); Tochter des Karl Theodor von Thurn und Taxis (1797–1868) und der Juliane Karoline von Einsiedel (1806–1846)

1. Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (d. Ä.) (* 31. Mai 1854, † 28. Juli 1904) ⚭ Maria von Rottenhan (* 11. März 1860, † 11. Mai 1945); Tochter des Maximilian Graf von Rottenhan (1820–1886) und der Theresia Freiin von Boineburg-Lengsfeld (1834–1884)[6]
1.1. Elisabeth Freiin von und zu Guttenberg (* 11. November 1891, † 21. Dezember 1946) ⚭ Klemens Schenk Graf von Stauffenberg (* 2. Juni 1885, † 10. Februar 1949)
1.2. Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg (* 22. April 1902, † 23./24. April 1945) ⚭ Therese Prinzessin von Schwarzenberg (* 11. November 1905, † 6. April 1976); Tochter des Johann Nepomuk Adolf Fürst zu Schwarzenberg (1860–1938) und der Therese Gräfin von Trauttmansdorff (1870–1945)
1.2.1. Johann Berthold Freiherr von und zu Guttenberg (* 23. September 1937)
1.2.2. Maria Theodora Freiin von und zu Guttenberg (* 1. August 1930)
1.2.3. Elisabeth Freiin von und zu Guttenberg (* 26. September 1931)
1.3. Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg (* 10. November 1893, † 21. Dezember 1940) ⚭ Elisabeth Baronessa von der Tann-Rathsamhausen (* 12. August 1900, † 1998); Tochter des Luitpold Reichsfreiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen (1847–1919) und der Emma Gräfin Mikes von Zabola (1869–1956)
1.3.1. Philipp Franz Freiherr von und zu Guttenberg d. Ä. (* 25. Mai 1920, † 9. Januar 1943)
1.3.2. Maria Nives Freiin von und zu Guttenberg (* 5. August 1925) ⚭ Henry Farell Casademont (* 20. Oktober 1914)
1.3.3. Therese Freiin von und zu Guttenberg (* 28. Mai 1929, † 2. März 1953) ⚭ Alexander Freiherr von Branca (* 11. Januar 1919, † 21. März 2011)
1.3.4. Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (* 23. Mai 1921, † 4. Oktober 1972) ⚭ Rosa Sophie Prinzessin von Arenberg (* 23. Dezember 1922, † 17. November 2012); Tochter des Prinzen Robert Prosper Prinz und Herzog von Arenberg (1895–1972) und der Gabrielle Fürstin von Wrede
1.3.4.1. Elisabeth Freiin von und zu Guttenberg (* 5. Juli 1944) ⚭ Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg (* 4. Mai 1938)
1.3.4.2. Michaela Freiin von und zu Guttenberg (* 30. Mai 1949) ⚭ Johann Nepomuk Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwyck (* 21. März 1944)
1.3.4.3. Benedikte (*/† 1953)
1.3.4.4. Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg (* 29. Juli 1946, † 15. Juni 2018) ⚭ I. (1971–1977) Christina von und zu Eltz (* 27. November 1951); Tochter des Jakob von und zu Eltz (1921–2006) und der Ladislaja Freiin Mayr von Melnhof (* 23. Dezember 1920) ⚭ II. (1997–2017) Ljubka Biagioni
1.3.4.4.1. Karl-Theodor Buhl Freiherr von und zu Guttenberg (* 5. Dezember 1971) ⚭ Stephanie von Bismarck-Schönhausen (* 24. November 1976); Tochter des Andreas von Bismarck-Schönhausen (* 1941) und der Charlotte Kinberg (* 1951)
1.3.4.4.2. Philipp Franz Freiherr von und zu Guttenberg (* 10. Mai 1973) ⚭ Hon. Alexandra Luise Macdonald (* 19. August 1973); Tochter des Godfrey James Macdonald, 8. Baron Macdonald de Slate (* 1947) und der Claire Catlow
1.3.4.5. Praxedis ⚭ Albrecht Freiherr von Boeselager (* 4. Oktober 1949 in Altenahr)

Einzelne Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweise zu heutigen Vermögensverhältnissen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ausgabe vom Oktober 2010 schätzte das Manager Magazin das Vermögen des Chefs des Hauses, Enoch Freiherr von und zu Guttenbergs, in dem Ranking Die 500 reichsten Deutschen auf 400 Millionen Euro. Als Ursprung des Vermögens wurden die Einkünfte des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt an der Saale angegeben.[7] Im März 2002 fand der Verkauf des familieneigenen 26-prozentigen Pakets an Stammaktien des Klinikums statt, der rund 260 Millionen Euro erbracht haben soll.[8] Im Oktober 2008 hat Enoch zu Guttenberg sein Anwesen in Kulmbach samt Inventar und Forstbetrieben in eine österreichische Privatstiftung eingebracht.[9]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Blau eine goldene Rose; auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein mit fünf natürlichen Mooskolben besteckter hermelin-gestulpter niederer roter Turnierhut.

Die goldene Guttenbergsche Rose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie befindet sich in verschiedenen Gemeindewappen in Ober- und Unterfranken:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 6., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44333-8, S. 221.
  • Johannes Bischoff: Guttenberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 351 (Digitalisat).
  • Alban von Dobeneck: Geschichte des ausgestorbenen Geschlechtes der von Sparneck. Teil 1. In: Archiv für die Geschichte von Oberfranken. Bayreuth 1905.
  • Maria von dem Bottlenberg-Landsberg: Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg. 1902–1945. Ein Lebensbild. Lukas, Berlin 2003, ISBN 3-931836-94-0.
  • Reinhold Albert: Chronik der Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke. 2 Bände. Frankenschwelle, Hildburghausen 1994.
  • Helmut Haas: Bindlacher Chronik. Bindlach 1983.
  • Johannes Bischoff: Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und Freiherren von (und zu) Guttenberg 1148–1970. Würzburg 1971.
  • Genealogischer Kalender 1753. S. 542.
  • Erich von Guttenberg: Die Territorienbildung am Obermain. Teil I und Teil II, In: 79. Bericht des Historischen Vereins zu Bamberg. 1927. (Neudruck: 1966)
  • J. Bischoff: Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und der Freiherrn von und zu Guttenberg. 1966
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Guttenberg (in Bayern) Band I. Freiherrliche Häuser. A 1 1952; Band IX als freiherrliche Häuser A IX 1975, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn
  • Klaus Rupprecht: Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken – die Geschichte der von Guttenberg im Spätmittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit. Neustadt a. d. Aisch 1994
  • Sabine Henze-Döhring: Adel mit Bürgersinn. Vom Fürstbistum Bamberg ins Königreich Bayern Bamberg 2009, S. 34–52
  • Gerhard Friedrich Albrecht: Genealogischer Staats-Calender auf das Jahr MDCCLXXVI. Frankfurt/M. 1776, S. 72–79 (Volltext)
  • Annett Haberlah-Pohl: Münchberg (Historischer Atlas von Bayern F 39), München 2011, S. 113 und S. 244–248
  • Gustav Voigt: Der Adel am Obermain in Die Plassenburg – Schriften für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken, Bd. 28, Kulmbach 1969

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Guttenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken 18, Bayreuth 1891, S. 2.
  2. Gerhard Friedrich Albrecht: Genealogischer Staats-Calender auf das Jahr MDCCLXXVI. Frankfurt/M. 1776, S. 72.
  3. Klaus Rupprecht, S. 59.
  4. Genealogie der Freiherren von Guttenberg, S. 78.
  5. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (Memento vom 29. Juni 2007 im Internet Archive)
  6. Theodor, Freiherr von Guttenberg Geneall, abgerufen am 3. Juli 2018.
  7. Manager Magazin 11a|2010, 40. Jahrgang, S. 61.
  8. 2009: Rhön-Klinikum: 20 Rekorde in Serie in Wirtschaftswoche vom 24. Februar 2009, abgerufen am 15. November 2010.
  9. Spiegel Online: Guttenbergs übergeben Schloss an Stiftung, 14. Oktober 2009.