Israel Schamir

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Israel Schamir (2011)

Israel Schamir (englische Schreibweise Israel Shamir), andere Namen: Jöran Jermas, Adam Ermash, Robert David (* 11. Juni 1947 in Nowosibirsk) ist ein russisch-israelischer Schriftsteller und Journalist mit Hauptwohnsitz in Schweden, der der rechtsextremen Szene und dem Kreis der Holocaustleugner zugeordnet wird.[1][2][3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schamir kam als Sohn jüdischer Eltern 1969 nach Israel. Als Soldat einer Fallschirmjägereinheit kämpfte er im Jom-Kippur-Krieg 1973 für Israel. Er übersetzte talmudische Texte, James Joyce, Homer und andere Klassiker ins Russische. Er arbeitete für das staatliche Radio Kol Israel und schrieb für Zeitungen in Israel, Russland und Japan, mehrfach auch unter dem Pseudonym Robert David. Er arbeitet für die Partei Mapam.[4] 1984 bis 1993 war er in Schweden als Jöran Jermas registriert, seit 1998 und Aufenthalten in Israel und Russland lebt er wieder dort. Seit Mai 2005 wird er im Stockholmer Einwohnermeldeamt als Adam Ermash geführt.[5] Norman Finkelstein sagte über Schamir, er hätte seine gesamte Lebensgeschichte erfunden.[6]

Politische Ansichten und Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schamir tritt für die Einstaatenlösung in Palästina unter dem Motto „One Man, One Vote, One State“ (zu deutsch etwa „Ein Bürger, eine Stimme, ein Staat“) ein. Für seine antisemitischen Äußerungen bis hin zur Holocaustleugnung steht er in der Kritik.[7] Unter anderem gebe er den Juden die Schuld am Zweiten Weltkrieg sowie an den Terroranschlägen am 11. September 2001.[8] Im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeiten schrieb Schamir auch für die als stark antisemitisch geltende russische Zeitschrift „Sawtra“ und das rechtsextremistische US-amerikanische „Vanguard News Network“.[9]

Im Frühjahr 2005 wurde die deutsche Übersetzung seines Buches „The Flowers of Galilee“ (deutscher Titel: „Blumen aus Galiläa“) im Wiener Promedia Verlag veröffentlicht. Dabei wird ihm unter anderem die Verbreitung von Lügen und Halbwahrheiten über Israel vorgeworfen. Nach einem Bericht der britischen Zeitschrift „Searchlight Magazine“ vom Mai 2004 bestehen zahlreiche Verbindungen Israel Schamirs und seines norwegischen Übersetzers Hans Olav Brendberg zu rechtsextremen und konspirationistischen Kreisen, so unter anderem zum Deutschen Kolleg von Horst Mahler.[10]

Im August 2009 erklärte Schamir in einem Interview, es sei „die Pflicht jedes Muslim und Christen, den Holocaust zu leugnen, diesen Glauben abzuschütteln“.[11]

Beziehung zu WikiLeaks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Daniel Domscheit-Berg (Stand 2011) sind Schamir und sein schwedischer Sohn Johannes Wahlström Unterlagenbetreuer („gatekeepers“) von WikiLeaks. Schamir betreue die Auswahl und Verbreitung der Informationen an russische Medien und sein Sohn diejenige an schwedische Medien. Sie hätten seit mehreren Jahren Kontakt zu WikiLeaks. Kristinn Hrafnsson, Sprecher der Enthüllungsplattform, bezeichnete beide öffentlich als „zugehörig zu WikiLeaks“.[12] Die Journalistin Julia Latynina von der russischen Zeitung Nowaja gaseta beschuldigte Schamir der Dokumentenfälschung in mindestens einem Fall[13][14][15] und stellte die Frage, was es bedeute, dass sich Julian Assange durch einen Extremisten vertreten ließe.[16] Diese Zusammenarbeit wurde von Wikileaks mit Schreiben vom 1. März 2011 allerdings dementiert,[17] nachdem Julian Assange sich aufgrund von Nachfragen wegen seiner Verbindungen zu Schamir über eine „jüdische Verschwörung“ gegen ihn (Assange) ausgelassen haben soll.[18][19][20][21] Zuvor (am 8. Februar 2011) hatte sich Assange in einem französischsprachigen Interview wohlwollend über Schamir geäußert und den Hass auf ihn mit dem auf Salman Rushdie verglichen.[22]

Im September 2018 wurden Tausende von internen WikiLeaks-Dokumenten veröffentlicht. Darunter befinden sich E-Mails, Chat-Protokolle, Finanzunterlagen, und Videomaterial. Der Leak enthält auch einen Brief von Julian Assange an die russische Botschaft in London vom 30. November 2010. Darin schreibt der WikiLeak-Gründer: „Ich, Julian Assange, gewähre hiermit meinem Freund, Israel Schamir, die Vollmacht, meinen Pass abzugeben und abzuholen, um ein Visum zu erhalten.“ Auf die Frage, ob er für Assange ein russisches Visum organisiert hat, antwortete Schamir, dass er Probleme mit seinem Gedächtnis habe, es aber nicht ausschließen könne. 2011 hatte er in einem Interview mit einem Moskauer Radiosender gesagt, er habe persönlich ein russisches Visum für Assange ausgehandelt.[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Israel Shamir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Holocaust denier in charge of handling Moscow cables, The Guardian, 31. Januar 2011
  2. Michael C. Moynihan: Olbermann, Assange, and the Holocaust Denier, 7. Dezember 2010
  3. Karl Pfeifer: Jermas-Shamir: Brückenschlag in Wien, haGalil, 17. Mai 2005
  4. phdn.org Israel Shamir: « Juif israélien »... et antisémite virulent (französisch)
  5. Ludwig Watzal: „Der Journalist und das „Imperium““ in Freitag
  6. Will Yakowicz: His jewish problem, tabletmag.com, 16. Mai 2011
  7. The Israel Shamir case (Memento vom 30. Juni 2001 im Internet Archive) (englisch)
  8. So der Vorwurf auf phdn.org (Pratique de l’histoire et dévoiements négationnistes) aufgrund der Artikel "„Take the Money and Run“ und „Midas Ears“
  9. Stephen Pollard: „Lord Ahmed's unwelcome guest“, in The Times
  10. „Israeli writer is Swedish anti-Semite“
  11. Steven Plaut, The Pathology of Jewish Anti-Semitism, frontpagemag.com, 15. Februar 2010
  12. Daniel Domscheit-Berg: Inside WikiLeaks. Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt. Aufgeschrieben von Tina Klopp. Econ, Berlin 2011, ISBN 978-3-430-20121-6, S. 268 f.
  13. Michael C. Moynihan: „Assange's Extremist Employees“, reason.com, 14. Dezember 2010 (englisch)
  14. Andrew Brown: „WikiLeaks and Israel Shamir“, The Guardian, 17. Dezember 2010
  15. Der Freitag am 23. Dezember 2010: „Ein erfundenes Konzept“ (deutsche Übersetzung des Artikels im Guardian). Abgerufen am 20. Januar 2011.
  16. Die Tageszeitung am 17. Januar 2011: Antisemitismusverdacht bei WikiLeaks – Kontaktmänner im Zwielicht. Abgerufen am 20. Januar 2011.
  17. http://www.twitlonger.com/show/92ichb
  18. Julian Assange 'Jewish conspiracy' comments spark row, The Guardian, 1. März 2011
  19. Julian Assange Reportedly Claims 'Jewish' Conspiracy Against Him , The Huffington Post, 1. März 2011
  20. Report Says Assange Cited Jewish Conspiracy, The New York Times, 1. März 2011
  21. Der Tagesspiegel am 2. März 2011: Assange sieht sich in einer Welt von Feinden. Abgerufen am 4. März 2011.
  22. Wikileaks, les médias et Israël : suite de notre rencontre avec Julian Assange, Agoravox.fr (französisch)
  23. AP Exclusive: WikiLeaks files expose group’s inner workings. In: Associated Press, 17. September 2018.