Oktav (Liturgie)

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Oktav (von lateinisch octavus ‚der achte‘) bezeichnet in der katholischen Liturgie zum einen den achten Tag (Oktavtag) nach einem Hochfest im Kirchenjahr, der als dessen Nachklang und Abschluss begangen wird, wie auch die achttägige Festwoche (Oktav) vom Fest bis zu seinem Oktavtag. Dabei wird nach der historischen Inklusivzählung gezählt, die den Oktavtag als achten Tag miteinschließt; der Oktavtag fällt somit auf den gleichen Wochentag wie das Hochfest.

Römisch-katholische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 13. Jahrhundert hatten alle größeren Feste eine Oktav. Ab 1955 wurde deren Zahl stark reduziert, und die 1969 in Kraft getretene Grundordnung des Kirchenjahres, durch die die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils umgesetzt wurde, sieht nur noch zwei Oktaven vor: die Oster- und die Weihnachtsoktav.[1]

Osteroktav[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeder der ersten acht Tage der Osterzeit – die Osteroktav zwischen dem Ostersonntag und dem Weißen Sonntag – wird wie ein Hochfest begangen und hat eigene liturgische Texte. In den Messfeiern der Woche werden an den Werktagen in der 1. Lesung die Kapitel 2 bis 4 der Apostelgeschichte als Bahnlesung gelesen, als Evangelium die Erscheinungsberichte des auferstandenen Christus: Mt 28,8–19 EU, Joh 20,11–18 EU, Lk 24,13–35 EU, Lk 24,35–48 EU, Joh 21,1–14 EU, Mk 16,9–15 EU.[2] Vor der Liturgiereform von 1969/70 sprach man auch von der Osterwoche, die eine andere Leseordnung der Schrifttexte hatte.

Weihnachtsoktav[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weihnachten hat eine Oktav, in die folgende Feste mit liturgischen Texten vom Heiligenfest fallen:

Orthodoxe Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kirchenjahr der orthodoxen Kirche hat nur das Osterfest eine Oktav; das Weihnachtsfest dauert dort zwei Wochen bis zur Theophanie am 6. Januar. In der Osteroktav und den zwei Wochen nach Weihnachten entfallen dort wegen des festlichen Charakters alle Fastentage. Andere Feste haben bei den Orthodoxen keine Oktav.

Abgeleiteter Sprachgebrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die seit dem Hochmittelalter üblichen Oktaven nach zahlreichen Heiligenfesten fielen infolge der liturgischen Neuordnung ab etwa 1955 fort. In der Volksfrömmigkeit werden zuweilen örtliche Festwochen zu Heiligen- und Patronatsfesten weiterhin als Oktav bezeichnet, etwa die „Anna-Oktav“ mit Annakirmes in Düren[3], die Wallfahrtsoktav zum Hl. Judas Thaddäus in Heisterbacherrott, die Gezelin-Oktav in Leverkusen-Schlebusch[4] oder die Muttergottesoktav in Luxemburg.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Bärsch: Oktav. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 1016.
  2. Hansjörg Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr. Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0788-4 (Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft. Teil 5), S. 85.118.138f.
  3. Stadt Düren (Memento vom 24. April 2014 im Internet Archive); St. Lukas Düren (Memento des Originals vom 3. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.st-lukas.org
  4. Wallfahrtsorte im Erzbistum Köln (Memento vom 18. April 2016 im Internet Archive)