Şırnak

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Şırnak
Wappen fehlt
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Şırnak (Türkei)
Şırnak (Türkei)

Lage des zentralen Landkreises in der Provinz Şırnak
Basisdaten
Provinz (il): Şırnak
Koordinaten: 37° 31′ N, 42° 28′ OKoordinaten: 37° 30′ 59″ N, 42° 27′ 40″ O
Höhe: 1343 m
Einwohner: 64.185[1] (2020)
Telefonvorwahl: (+90) 486
Postleitzahl: 73 000
Kfz-Kennzeichen: 73
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gliederung: 12 Mahalle
Bürgermeister: Mehmet Yarka (AKP)
Postanschrift: Atatürk Mah.
Lise Cd. No:20
73000 Şırnak
Website:
Landkreis Şırnak
Einwohner: 96.285[1] (2020)
Fläche: 1.701 km²
Bevölkerungsdichte: 57 Einwohner je km²
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis
Sirnak im Abendlicht, im Hintergrund die Cudi-Bergkette

Şırnak (kurdisch Şirnex) ist eine Stadt in der türkischen Region Südostanatolien. Gleichzeitig ist sie Hauptort der 1990 gegründeten Provinz und des zentralen Landkreises (Merkez İlçe). Die Kreisstadt vereint zwei Drittel der Bevölkerung des gesamten Landkreises.

Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Şırnak ist eine sehr alte Stadt, erste Besiedelungsanzeichen reichen mehrere Jahrtausende zurück. Bis vor dem Konflikt im Jahr 2016 hatte die Stadt 63.047 Einwohner (Fortschreibung 2014), davon die Mehrheit Kurden. Die Stadt liegt nahe dem Dreiländereck Türkei/Syrien/Irak in einer gebirgigen Region. Südlich von Şırnak liegt der Berg Cudi und westlich der Berg Gabar. Şırnak liegt auf 1350 Meter über dem Meeresspiegel und hat keine historische Bausubstanz.

Der Name Şırnak soll sich laut einer verbreiteten Volksetymologie von Şehr-i Nuh ableiten, was übersetzt Noachs Stadt heißt. Daraus wurde dann Şerneh und dann Şırnak. Der Berg Cudi gilt nach dem Koran als Anlegeort der Arche Noah. Die Herleitung von dem armenischen Wort Sirunak („schön“) ist umstritten. Die im Stadtlogo vorhandene Jahreszahl (1876) dürfte auf das Jahr der Ernennung zur Stadtgemeinde (Belediye) hinweisen.

Seit 2013 hat Şırnak den Şerafettin-Elçi-Flughafen, der von Turkish Airlines angeflogen wird.

Landkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis bestand schon bei Gründung der Türkischen Republik 1923 als Kaza im Vilâyet Siirt. Zur ersten Volkszählung danach (1927) konnte er auf eine Einwohnerschaft von 10.617 in 64 Ortschaften (Mevkiler) verweisen. Im Jahr 1990 wurde durch das Gesetz Nr. 3647[2] die neue Provinz Şırnak geschaffen, hierbei wurde der Landkreis Şırnak aus der Provinz Siirt ausgegliedert, erweitert durch sechs weitere Kreise aus den Provinzen Hakkâri und Mardin.
Der Kreis grenzt im Norden an zwei Kreise der Provinz Siirt (Eruh und Pervari) und hat ansonsten alle anderen Kreise der Provinz Şırnak (ausgenommen das im Westen liegende Idil) als Nachbarn.

Ende 2020 besteht der Landkreis neben der Kreisstadt aus drei weiteren Gemeinden (Belediye): Kumçatı (9.856), Balveren (3.534) und Kasrik (3.313). Des Weiteren bestehen noch 19 Dörfer (Köy, Mehrzahl Köyler), mit einer Durchschnittsbevölkerung von 810 Einwohnern pro Dorf. Sechs Dörfer haben mehr Einwohner als der Durchschnitt. Die größten Dörfer sind:

  • Yeniaslanbaşar (2.926)
  • Kızılsu (2.535)
  • Geçitboyu (1.538)
  • Akçay (1.445)
  • Koçbeyi (1.305)
  • Toptepe (1.192 Einw.)

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Şırnak sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[3]

Jahr Provinz Landkreis Stadt
abs. % abs. % abs.
2020 537.762 17,90 96.285 66,66 64.185
2019 529.615 17,75 93.989 65,69 61.738
2018 524.190 17,82 93.431 67,17 62.761
2017 503.236 17,00 85.557 64,23 54.955
2016 483.788 17,05 82.468 65,52 54.032
2015 490.184 18,81 92.206 68,72 63.367
2014 488.966 18,73 91.573 68,85 63.047
2013 475.255 18,35 87.187 69,11 60.255
2012 466.982 18,78 87.719 72,16 63.298
2011 457.997 18,64 85.369 71,85 61.335
2010 430.109 18,10 77.865 69,69 54.263
2009 430.424 20,21 87.000 73,18 63.664
2008 429.287 19,30 82.863 71,73 59.435
2007 416.001 18,81 78.231 69,41 54.302

Volkszählungsergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgende Tabelle gibt die bei allen 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstände des Kreises Şırnak – unterteilt in städtisch und ländlich – wieder.
Die oberen Wertezeile sind den E-Books der Originaldokumente entnommen, die darunter liegenden Werte entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über deren Webseite.[4]

Jahr Gesamt Kreisstadt anteilig (%) ländlich
als Kreis der Provinz Siirt
1927 10.517 2.962 28,16 7.555
1935 10.472 3.594 34,32 6.878
1940 14.860 5.033 33,87 9.827
1945 11.705 3.730 31,87 7.975
1950 11.629 3.204 27,55 9.425
1955 13.897 3.278 23,59 10.619
1960 17.380 4.058 23,35 13.322
1965 19.495 4.936 25,32 14.559
1970 25.107 7.025 27,98 18.082
1975 31.241 10.587 33,89 20.654
1980 34.677 10.997 31,71 23.680
1985 37.367 12.141 32,49 25.226
als Kreis in der neuen Provinz Şırnak
1990 47.154 25.059 53,14 22.095
2000 69.853 52.743 75,51 17.110

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konflikte zwischen türkischem Militär und der PKK[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1992[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 18. August 1992 brachen Kämpfe aus, zwischen der türkischen Polizei und dem Militär auf der einen Seite und der PKK auf der anderen Seite. Das Militär bombardierte die Stadt und ein Großteil der Einwohner floh. Als die Kämpfe nach drei Tagen endeten zählte man etwa 150 Tote.[5]

2016[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der seit 2015 anhaltenden türkischen Offensive gegen die PKK in Südostanatolien erreichten die Kämpfe im März 2016 auch Şırnak. Begleitet wurde die Kämpfe von einer Ausgangssperre, die vom 14. März 2016 an 246 Tage dauerte und im November 2016 aufgehoben wurde.[6] Die meisten Bewohner verließen während der Kämpfe die Stadt und kehrten – zumindest teilweise – nach deren Ende wieder zurück.

Nach Angaben des türkischen Ministeriums für Umwelt und Städtebau wurden im Zuge der Kämpfe 14.727 Häuser beschädigt und 2.044 Gebäude zum Abriss bestimmt, was zum Verschwinden ganzer Stadtviertel führte.[7] Laut der ehemaligen HDP-Abgeordneten Leyla Birlik seien 70 % der Stadt abgerissen worden. Auch Stadtviertel, die eigentlich gar nicht in der Kampfzone lagen, seien betroffen.[8]

Klimatabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Şırnak (1350 m)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
90
 
6
-2
 
 
130
 
6
-1
 
 
113
 
11
3
 
 
95
 
16
8
 
 
47
 
22
13
 
 
3.8
 
29
19
 
 
2.7
 
34
23
 
 
0.2
 
33
23
 
 
4.9
 
29
18
 
 
43
 
21
12
 
 
84
 
14
5
 
 
96
 
8
1
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981-2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Şırnak (1350 m)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 1,7 2,6 7,1 12,0 17,6 24,5 28,7 28,5 23,4 16,8 8,9 4,3 14,7
Mittl. Tagesmax. (°C) 5,9 6,4 11,1 16,3 22,2 29,2 33,6 33,4 28,7 21,4 13,6 8,2 19,2
Mittl. Tagesmin. (°C) −1,5 −1,2 3,0 7,5 12,6 19,0 22,9 23,0 18,4 12,1 5,1 0,5 10,2
Niederschlag (mm) 90,3 130,1 112,9 95,2 47,2 3,8 2,7 0,2 4,9 42,5 84,3 95,8 Σ 709,9
Regentage (d) 8,4 9,8 10,0 10,7 7,5 1,9 0,6 0,4 0,9 6,4 6,8 9,0 Σ 72,4
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
5,9
−1,5
6,4
−1,2
11,1
3,0
16,3
7,5
22,2
12,6
29,2
19,0
33,6
22,9
33,4
23,0
28,7
18,4
21,4
12,1
13,6
5,1
8,2
0,5
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
90,3
130,1
112,9
95,2
47,2
3,8
2,7
0,2
4,9
42,5
84,3
95,8
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Merkez Nüfusu, Şırnak, abgerufen am 26. August 2021
  2. Gesetz Nr. 3647, erschienen am 18. Mai 1990 im Amtsblatt 20522; PDF-Datei, S. 2/14-21
  3. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 26. August 2021
  4. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)
  5. Christopher de Bellaigue: Rebel Land Seite 231
  6. Mehmet Aksoy - KurdishQuestion.com (Memento vom 30. Januar 2020 im Internet Archive)
  7. How the Turkish army and Kurdish fighters reduced this town to ruins. Abgerufen am 31. März 2019 (englisch).
  8. 70% of Şırnak has been demolished. Abgerufen am 31. März 2019 (englisch).